1. DIE PANZERTRUPPENSCHULE (1955 -1960)

Ab 1951 bildete die B-Gendarmerie die Keimzelle des neuen Bundesheeres. Im Rahmen der "Gendarmerie-Grundschulen", fünf motorisierten Bataillonen, entstanden die als "Fahreinheiten" bezeichneten Panzerwagenkompanien Oberösterreich, Tirol und Kärnten, letztere später Fahreinheit Steiermark. Die Angehörigen dieser Fahreinheit bildeten bei der Aufstellung des Bundesheeres einen wesentlichen Anteil an Kaderpersonal. Ohne sie hätte es nicht so bald eine Panzerwaffe gegeben. Sie waren mit dem amerikanischen Spähwagen M 8 ausgerüstet und gliederten sich im allgemeinen in Kommandogruppe (2 M 8), 3 Züge (je 4 M 8) und eine Troßgruppe.

 

 


Fahreinheit stationiert in LINZ-EBELSBERG im Jahre 1952/53


Nach Abschluß des Staatsvertrages wurden die Fahreinheiten zunächst als "Provisorische motorisierte Grenzschutzeinheiten" bezeichnet und aus den Garnisonen EBELSBERG, GRAZ und ABSAM nach HÖRSCHING zusammengezogen. So entstand am 1. September 1955 die "Provisorische Grenzschutz-Motorschule" als Vorläufer der heutigen Panzergrenadierbrigade. Es wurde damit der Grundstein der 9. Panzergrenadierbrigade in Ausrüstung und personalmäßiger Besetzung gelegt. Damit ist sie unbestritten der älteste, geschlossene mechanisierte Verband des Bundesheeres der Zweiten Republik. Am 15. November 1955 erhielt sie den Namen Panzertruppenschule. Aus den 4 Unterabteilungen (Kompanien) dieser Schule entwickelten sich einerseits die Panzerschulabteilung und die Panzeraufklärungsschulabteilung, andererseits die beiden Panzerbataillone 4 und 7 in GRAZ und SALZBURG.

Dez 1955: DIE PANZERTRUPPENSCHULE Garnison HÖRSCHING PANZERTRUPPENSCHULE

 

Garnison GÖTZENDORF/ZWÖLFAXING
Die Entwicklung wurde im Herbst 1956 durch den Einsatz an der österreichischen Ostgrenze unterbrochen. Dabei wurden große Teile der Panzertruppenschule in den Osten Österreichs verlegt. Eine zusammengesetzte Aufklärungsabteilung und eine Panzerkompanie (gemischt) waren im Bereich der ÖDEN BURGER PFORTE, eine Aufklärungskompanie im Bereich der BRUCKER PFORTE eingesetzt. Die im Grenzeinsatz gestandenen Kräfte kehrten zum Teil nicht mehr nach HÖRSCHING zurück, sondern bezogen in GÖTZEN DORF Garnison. Die restlichen Teile der Schule wurden bald nachgezogen. Somit lag die Panzeraufklärungsschulabteilung in GÖTZENDORF, während die Panzerschulabteilung in ZWÖLFAXING mit Masse ihre Garnison fand. Die 1. Panzerkompanie bezog als abgetrennte Einheit ihr Quartier am Truppenübungsplatz BRUCK/ NEUDORF.
Bei der Parade 1957 rollten die ersten 5 Panzer vom Typ M 47 über den Ring und im darauffolgenden Jahr wurde die Panzerschulabteilung in ZWÖLFAXING zur Gänze mit M-47 ausgerüstet.
1957/58 entstanden, als weitere Truppenteile, das Panzerschützenschulbataillon, der erste Panzergrenadierverband im Bundesheer, in GROSSMITTEL und die Panzerjägerschulabteilung in GÖTZENDORF, die im weiteren Verlauf den französischen Jagdpanzer AMX 13 erhielt.
Es darf nicht unerwähnt bleiben, daß die Panzertruppenschule in ihrem neuen Bereich keineswegs Kasernen vorfand, die es ihr ermöglichten, sich vor allem auf die Ausbildung zu konzentrieren. Das Bild, daß sich bot, war eher entmutigend. Die Kasernen waren verwüstete Barackenlager und spotteten jeder Beschreibung. Sie waren Trümmerhaufen mit allen Spuren des 2. Weltkrieges und einer Besatzungstruppe. In einer Schilderung aus dem Jahr 1995 erzählt Vzlt i.R. HEINREICHSBERGER (OÖ):


"Nach meiner Versetzung von BRUCK nach GÖTZENDORF im Jänner 1958 war ich entsetzt und deprimiert. In was für eine Einöde war ich gekommen! Die Unterkunftsblöcke waren nicht verputzt, eine seltsame Backsteingotik, mit russischer Schrift, stellenweise mit Kalk überschmiert, prägte das Gesamtbild.
Überall Unkraut, kein Gras, keine Pflege, keine Blumen. Etliche Blöcke waren ohne Dach. In den Zimmern Kohleöfen und unglaublich viele Gelsen. In die Ortschaft und zum Bahnhof war es furchtbar weit. Immer nur Kaltwasser, viel Wind und schwüle Nächte habe ich noch in Erinnerung. Zweimal in der Woche gab es im Soldatenkino etwas Abwechslung."

Ansicht der Kaserne GÖTZENDORF aus dem Jahre 1956 aus Richtung Nord - West


Der Ausbau dieser Garnison in den Sechzigerjahren wird stets zu den bleibenden Verdiensten der 9. Panzergrenadierbrigade, insbesondere des damaligen Kommandanten Oberst des Generalstabes (ObstdG) SPANNOCCHI, gehören.