Bereits zum Zeitpunkt der 40-Jahr Feierlichkeiten im September 1995 überschatteten Auflösungsgerüchte die Brigade, welche durch einen RH-Bericht über den Zustand der drei PzGrenB aber auch den Entwurf zum "Mech Konzept" genährt wurden. Obwohl diese Gerüchte in der Folge nie mehr ganz verstummten oder gerade auch deshalb — konzentrierte sich die Brigade wieder umsomehr auf das Erreichen bzw. das Halten der Einsatzbereitschaft und stellte die Gefechtstauglichkeit in den Vordergrund.


Die Umsetzung dieses Schwergewichts wurde durch frühzeitige Zusammenfassung der Einzelelemente zu Funktionseinheiten und deren Beübung im Zuge kleiner, aber doch den Kampf der verbundenen Waffen von vornherein berücksichtigenden Ausbildungsabschnitte und Übungen bei intensiver Dienstaufsicht angestrebt. Den Ausbildungsverlust durch den notwendigen Assistenzeinsatz an der ungarischen Grenze berücksichtigend, wurden die Abschlußübungen für die Vollkontingente mit Masse als Kp-Übungen am TÜPL "A" durchgeführt. Dabei konnte mit einem relativ geringen Vorbereitungsaufwand die Führungsfähigkeit und Gefechtstauglichkeit der Einheiten intensiv überprüft, bzw. Mängel darin durch Wiederholungen behoben werden.
Um jedoch auch der Beübung der kleinen Verbände im größeren Rahmen Rechnung zu tragen, wurde durch die Brigade, verstärkt im wesentlichen durch das JgR1 und das AufklB3, im Jänner 1997 im Südburgenland die Verzögerung einer gemischten PzGrenBrig im Zuge der "PINKA97" geübt. Dabei wurden wertvolle Erfahrungen für die Zusammenarbeit Infanterie und mech Truppe gemacht aber auch der Beweis erbracht, daß eine grenznahe Verzögerung in einem derartigen, gerade für die Ostgrenze typischen, Gelände nur durch eine PzGrenBrig erfolgversprechend geführt werden kann.
Eine weitere Ausprägung der Schwergewichtsbildung wurde in der Schießausbildung und dabei in der jährlichen Durchführung einer Gefechtsübung mit scharfer Munition (GÜmsM) verfolgt. Bereits die GÜmsM 96 war eine auf die Erfahrungen von 1995 aufbauende Steigerung in der Durchführung eines Gegenangriffs einer verstärkten Bataillonskampfgruppe mit Steilfeuer- und Luftunterstützung. Mit dem im Jänner 1997 unmittelbar nach der PINKA97 und unter Einbindung des AufklB3 durchgeführten Schiessen von 3 Bataillonskampfgruppen mit Steilfeuer und Luftunterstützung wurde das am TÜPL"A" maximal Machbare erreicht. Gefechtsmässige Abläufe und das Zusammenwirken der Waffengattungen standen bei diesen GÜmsM im Vordergrund. Der jeweils unfallfreie Verlauf zeugte aber auch von Professionalität in der sicherheitsmässigen Vorbereitung und Beherrschung der Waffensysteme.
Erfolgreiche Führung des Gefechtes setzt entsprechende Führung im Frieden und somit die Bildung von kompakten Einheiten und Verbänden voraus. Viel Aufwand floß daher in die Schulung und Anwendung eines zeitgemäßen militärischen Führungsverhaltens. Als Beispiel dafür seien für die letzten 3 Jahre die Intensivierung der "Teambuildingseminare", die Setzung von in der Brigade umsetzbaren Jahreszielen und deren konsequente Überprüfung, zahlreiche brigadeweite Personalsteuerungsmaßnahmen, sowie nicht zuletzt die von der Sektion II anerkannte Vorreiterrolle der Neunten bei der Erarbeitung von Umsetzungsgrundlagen für das ab 1998 obligatorische Mitarbeitergespräch angeführt. Vorbild und Loyalität in beide Richtungen waren ständige Begleiter all dieser Bemühungen.
Die Sicherstellung der materiellen Einsatzbereitschaft verlangte enormen Einsatz aller Ebenen. Die bestens bekannte "Mitnehmerscheibenproblematik" stellte dabei die markanteste Spitze des Eisberges dar. Mit den begonnenen Implementierungen neuer Waffensysteme, dem JaPz JAGUAR beim JaPzB 1, dem KPz LEOPARD beim PzB33 und der bereits eingesetzten Kadereinschulung des PzAB9 im elektronischen Feuerleitsystem (EAFLS) und die M109A5, setzten jedoch wesentliche Motivationsschübe ein. Leider müssen gerade die Panzergrenadiere noch weiter auf die gemäß "Mech Paket" vorgesehenen KSPz warten.

Im Zuge des Rückblicks sind bei aller Kürze folgende Ereignisse noch zu erwähnen:
Die jährliche Federführung bei der Ausmusterungsparade, nunmehr in einsatzorientierten Treffen;
Die den teilnehmenden Soldaten wahrscheinlich unvergesslich bleibende Kommandoübergabe von Bgdr JILKE an Bgdr WEINGAST im dichten Nebel am GERICHTSFELD/TÜPL"A" am 17 12 96 (aufgrund der 1-jährigen Teilnahme Bgdr JILKE am Royal College of Defense Studies,UK);
Die Gestellung des Kerns für die erstmalige Entsendung einer "Brigade Response Cell" für eine PfP-Stabsrahmenübung im Mai 1997;
Der erfolgreiche Hochwassereinsatz im Juli 1997, zu dem — obwohl in die personalschwache Zeit des Überbrückungskontingentes fallend — die Brigade einen wesentlichen Beitrag leisten konnte.
1997 wurde letztlich der ministerielle Entscheidungsprozess zur Auflösung einer — wahrscheinlich der 9. — Panzergrenadierbrigade konkreter. Im Laufe dieses Prozesses hat die Brigade versucht, mit allen zu Gebote stehenden Mitteln auf die damit verbundenen Nachteile hinzuweisen. Letztendlich wurde anders entschieden und die Bataillone — das PzStbB9 ausgenommen — mit Wirkung 01 11 98 anderen Kommanden zugeordnet. Das BrigKdo selbst hat nunmehr den Auftrag, gemeinsam mit dem Kommando Auslandseinsätze und dem mit Masse aufzulösendem PzStbB9 ein "Kommando für internationale Einsätze (KdoIE)" mit dem Standort in GÖTZENDORF zu bilden.
In der gehorsamen Umsetzung dieses Auftrages war die Obsorge um das den Arbeitsplatz verlierende Personal und die Eigenmotivation auf das "Neue" erstes Gebot.

Mit dem Festakt vom 29 10 98 werden die Bataillone mit dem Auftrag den "Geist der Neunten" auch in Zukunft zu leben, aus dem Brigadeverband entlassen und die Standarte des ältesten mechanisierten Großverbandes des Bundesheeres feierlich verhüllt.