Die Entstehung der Panzertruppe des OeBH in den Jahren 1950 bis 1957.

Auszug aus dem Werk von Vzlt Othmar Rittenschober. Im 1968 in EBELSBERG aufgestellten Panzergrenadierbataillon 15 war Othmar Rittenschoeber als Stabswachtmeister und ab 1974 als Vizeleutnant in der ersten Kompanie dieses Verbandes Panzergrenadier-Zugskommandant. Diese Funktioen bekleidete er auch nachdem das Bataillon zum Infanterieverband (Ausbildungsregiment 4) umgewandelt woerden war. Von September 1975 bis Mai 1976 war „Warrant oefficer Class 1“ Othmar Rittenschober im Dienste der UN in Zypern (Zyyi, Pyla und Larnaca) Nach seiner Rueckkehr wurde Vizeleutnant Rittenschober im Regimentsstab des zum Landwehrstammregiment 42 umbenannten Verbandes als Ausbildungs- und Kanzleiunteroffizier (S-3-UO) verwendet.

Die Vorlaeuferorganisationen der Oesterreichischen Panzertruppe 1950

Ab dem Jahre 1947 verschlechterten sich die Beziehungen der Westmaechte, vor allem der USA, zur Sowjetunion derart, dass eine bewaffnete Auseinandersetzung nicht mehr auszuschließen war. Da die Bedrohung durch die Sowjets immer gefaehrlicher wurde, begannen die USA Westeuropa, auch Oesterreich, massiv mit Wirtschafts- und Militaerhilfe zu unterstuetzen, um den sowjetischen Absichten großraeumig entgegenzuwirken. In dieser fuer Oesterreich nicht ungefaehrlichen Situation wurden die offiziellen Bemuehungen um die Aufstellung einer eigenen Armee verstaerkt. Die USA hatten den Auf- und Ausbau mobiler Gendarmerieeinheiten bereits im Fruehjahr 1948 erwogen. Die ins Auge gefasste Gendarmerie-Sondertruppe sollte insgesamt 1500 Mann in drei Alarmbataillonen zu je 500 Mann umfassen. Hiezu wurden die bestehenden Schuleinheiten der Bundesgendarmerie gebuendelt. Ein allfaelliger Einsatz dieser geheimen Sondertruppe war an die Zustimmung der alliierten Befehlshaber gebunden. Die Bundesgendarmerie hatte schon seit 1945/46 einzelne Assistenz- beziehungsweise Alarmzuege, fallweise auch Alarmkompanien, aufgestellt und ueber die normale Gendarmerieschulung hinaus auch militaerisch ausgebildet. Allerdings gab es noch keine stehenden Alarmeinheiten. Erst die Ende 1949 aufgestellten Alarmbataillone waren als groeßere, geschlossene Gendarmerieverbaende, die fuer diverse Einsaetze zur sofortigen Verfuegung stehen sollten, geplant.

Anfang 1950 wurde jedes Alarmbataillon durch eine motorisierte MG-Kompanie mit Panzerspaehwagen M-8, die "Gendarmerie-Fahreinheit", verstaerkt. Damit beschritt man einen neuen Weg zur Auffuellung der Alarmbataillone und verlegte ueberdies die Ausbildungsschwerpunkte vom reinen Gendarmeriedienst auf den Exerzier- und Ordnungsdienst sowie auf die Waffenausbildung.

„Im Dezember 1952 wurden mit Angehoerigen der B-Gendarmerie in Oesterreich drei „Fahreinheiten“, die je mit 18 gepanzerten US-Aufklaerungsfahrzeugen der Type M8 ausgeruestet waren, als „Fahreinheit Kaernten“, „Fahreinheit Oberoesterreich“ und „Fahreinheit Tirol“ aufgestellt. Die Fahreinheit Kaernten wurde im September 1954 von KRUMPENDORF nach GRAZ-WETZELSDORF verlegt und fuehrte nunab die Bezeichnung „Fahreinheit Steiermark“.

Gend.Oblt. Ewald SCHWEITZER (geb. am 6. Mai 1924) war gemaeß Gend.Gen. i.R. Hans Weber kriegsgedienter Panzeroffizier, am 12. Maerz 1971 wurde er bei einem Verkehrsunfall getoetet. Ewald SCHWEITZER wechselte am 03.01.1952 gemeinsam mit seinem Fahrer, dem Gendarmen STUTZENSTEIN, zum GPK Zell am See und wurde spaeter Kommandant Gendarmerieverkehrsabteilung OOe. Gend.-Oberleutnant Theodor FISCHER uebernahm die Fahreinheit, uebergab diese im September 1952 an Gend.-Major Herbert NEKOLA und ist im November 1952 zum LGK Sbg. zurueckgekehrt.

Die Fahreinheit OOe. Stadl-Paura erhielt, unmittelbar nach deren Aufstellung am 01.01.1951, 14 Stueck amerikanische Panzerspaehwagen „M-8 Light Armored Car Greyhound“.

Der Fahrzeugtyp wurde von den US-amerikanischen und britischen Truppen waehrend des Zweiten Weltkriegs in Europa und im Fernen Osten eingesetzt. Der Radpanzer wurde in 11.667 Exemplaren bis zum Produktionsende 1944 bei Ford gebaut und war bis Ende der 1970er-Jahre noch bei einigen Armeen im Einsatz.

Mitte 1951 verfuegte die Fahreinheit OOe. ueber 14 Stueck dieser „M-8 Greyhound“. Die ueber dem Stand gewesenen Fahrzeuge wurden bis spaetestens Mitte 1952 abgefuehrt. Die Kompanie verfuegte ueber 14 Stueck M-8 und gliederte sich in drei Zuege á vier Fahrzeugen plus einem Kommandantenwagen („Nulleinser“) und dem M-8 des StvKdt („Nullzweier“).

Die 3,7 cm Bordkanonen waren ausgebaut und an ihrer Stelle wurde ein olivgruen uebermalter Holzstoepsel im Turm eingesetzt. Die Bewaffnung der Panzerspaehwagen bestand daher lediglich aus dem Turm-MG, einem 7,62 mm Maschinengewehr A-4 (Cal. 30 M1919 koaxial Browning Machinegun). Die Plaetze des Fahrer und Funkers waren im vorderen Teil, waehrend der Kommandant (rechts) und der Richt-/Ladeschuetze (links) im Turm saßen. Die Panzerung reichte von 3 mm auf der Unterseite bis 19 mm auf der Vorderseite und am Turm. Der M-8 wurde von einem Benzinmotor Hercules Model JXD angetrieben.

„Die 3,7 cm Bordkanonen waren ausgebaut und an ihrer Stelle ein olivgruen uebermalter Holzstoepsel eingesetzt. Die Wagen besaßen auch kein uesMG. Beide Waffen wurden erst 1955 wieder eingebaut und lagerten bis dahin bei den USFA. (Zitat aus einem Artikel von Bgdr i.R. Hermann BRAMERDORFER, der am 15.06.1951 nach Ebelsberg eingerueckt ist). Vzlt i.R. Josef Napokoj teilte mit, dass die uesMG schon vor der Uebergabe der Kanonen in der FE Stmk. vorhanden waren. Sie wurden waren jedoch nicht zurrbar. Dadurch es kam vermehrt zu Unfaellen mit teils schweren Verletzungen und sie wurden daher wieder abgebaut.

Am 18. September 1951 kamen die zwei Angehoerigen der Fahreinheit Stadl Paura Hige. Moedlhammer und Hige. Anthofer bei einem tragischen Unfall ums Leben.

Die Besatzung des Unfallfahrzeuges bestand aus dem Kommandanten KOLLER (spaeter Gend.-Bez.Insp.), dem Fahrer Engelbert KAUFMANN, dem Schuetzen Andreas MOEDLHAMMER (geb 07. 09.1930 in Bregenz) und dem Funker Josef ANTHOFER (geb 14.03.1920 in St. Michael).

Josef ANTHOFER wurde am 22.09.1951 in St. Michael im Lungau unter großer Anteilnahme der Bevoelkerung zu Grabe getragen.

1952

Mit Wirkung vom 1.September 1952 uebernahm Mjr NEKOLA die Fahreinheit OOe.

1955

Mit Erreichen der Oesterreichischen staatlichen Souveraenitaet beginnt am 27.07.1955 die Umbenennung von (Fahr)-Einheiten und (Aufkl)- Zuegen der B-Gendarmerie in prov. GzSch-Abteilungen (prov. Grenzschutz-Motorabteilungen), welche in weiteren unterschiedlichen Organisationsformen den Grundstock fuer die spatere Oesterreichische Panzertruppe bildeten.

Mit 01.09.1955 Aufstellung der Prov. Gz.Sch.Panzer- und Motorschule in HOERSCHING und mit 15.11.1955 erfolgte gem. BKA-AfLV Zl.512.268-III/org/55 die Umbenennung in „Panzertruppenschule“. Bildung der Panzer- und Motorschule in Ebelsberg mit anschließender Verlegung in HOERSCHING. Umbenennung der GendFe OOe., Stmk und T. mit 27.07.1955 gem. BKA-AfLV Zl. 500.197-III/org/55 vom 27.07.1955.

Mit 09.1955 wurden die GzMot-Abteilungen zur Aufstellung der proev. GzMot-Sch nach HOERSCHING verlegt.

Die dem Amt f. LV unterstellte prov.GzMot -Abteilungen:

prov.GzMot Abt 1 (das war die ehem. FE OOe. Ebelsberg)

prov.GzMot Abt 2 (das war die ehem. FE Stmk. Graz - vormals Krumpendorf)

proev.GzMot Abt 3 (das war die ehem. FE Tirol Absam).

Die Aufklaerungszuege der Provisorischen Grenzschutzabteilungen:

Nr.1 (Gendarmerieschule Oberoesterreich I),

Nr.2 (Gendarmerieschule Oberoesterreich II)

Nr.3 (Gendarmerieschule Steiermark I) und

Nr.4 (Gendarmerieschule Steiermark II)

Dem Stab dieser Schule gehoerten an:

Gend.Mjr. NEKOLA, Gend.Rtm. CLARY-ALDRINGEN, Gend.OLte Dr. TRETTNER, SAMETZ, BROSCH-FOHRAHEIM, POLIVKA, KERSCHBAUMER.

Offiziersstellenbesetzung und Kaderpersonal der prov. GzMot-Schule (Stand 11.10.1955):

Kommandant: Mjr NEKOLA Herbert Kdt-Stv: Mjr KOINER Gottfried Adjutant: Oblt Dr. TRETTER Johann TelOffz: Oblt SAMETZ Otto Kdo Grp, Ordoffz: Oblt POLIVKA Adolf San Grp, Arzt: Oblt Dr. med. ZANETTI Wolfgang Kf Grp, KfOffz: unbesetzt dzgt: Mjr SLAWIK Volkmar Mjr SCHULZ Alois (ab 15.12.1955) NachschGrp, NachschOffz: Oblt KERSCHBAUMER Peter

1. Unterabteilung: (1. PzKp) Kdt: Rttm CLARY-ALDRINGEN Edmund 1. Offz: Rttm HOLZER Josef 1. Pz-Zg, Kdt: ZgsKdt SCHIEFERER Wilhelm 2. Pz-Zg, Kdt: 3. Pz-Zg, Kdt:

2. Unterabteilung: (2. PzKp) Kdt: Rttm KUNTNER Wilhelm 1. Offz: Rttm DREIHANN Hans 1. Pz-Zg, Kdt: 2. Pz-Zg, Kdt: ZgsKdt ALBRECHT Hubert 3. Pz-Zg, Kdt: besetzt von Asp. I. Kl.

3. Unterabteilung: (1. PzSpWKp) Kdt: Rttm WOHLGEMUTH Karl 1. Offz: Lt KANITZER Fritz 1. PzSW-Zg, Kdt: ZgsKdt LINDER Karl 2. PzSW-Zg, Kdt: besetzt von Asp. I. Kl. 3. PzSW-Zg, Kdt: unbesetzt

4. Unterabteilung: (2. PzSpWKp) Kdt: Oblt BROSCH Lothar 1. Offz: Lt HOY Günther 1. PzSW-Zg, Kdt: ZgsKdt (od) MAROLZ Joesef 2. PzSW-Zg, Kdt: besetzt von Asp. I. Kl. 3. PzSW-Zg, Kdt: unbesetzt

Kraftfahrschule: Kdt: Rttm SULZGRUBER Josef 1. Offz: unbesetzt 3. Lehr-Grp, KfOffz: unbesetzt

StbUA, Kdt: unbesetzt WkSt-Zg, Kdt: unbesetzt

WiSt: Mjr SCHIMEK Oskar dzgt: Mjr Ing. TAUSCHER Franz ReSt: Rttm BRANDL Gustav

(Ranglisten und Stellenbesetzungen der B-Gendarmerie, des provisorischen Grenzschutzes und des Bundesheeres 1952-1959 - erabeitet von ADir RegR Obst Erwin Pitsch Wien 1999 - Eine CD-Rom des Heeresgeschichtlichen Museums/Militaerhistorisches Institut - © 1999, Heeresgeschichtliches Museum, Arsenal, A-1030 Wien)

Am 01. September 1955 wurde in Hoersching, aus allen prov.GzMot Abteilungen und aus den Aufklaerungszuegen aller Provisorischen Grenzschutzabteilungen, unter dem Kommando von Major Nekola, die Prov.Gz-Motorschule aufgestellt.

Waehrend die 1. und 2. UA (Kp) bei der Aufstellung sogleich mit leichten US-Panzern der Type M-24 ausgeruestet wurden, blieb die 3. UA mit den Aufkl-Fahrzeugen M-8 ausgeruestet. Die 4. UA verfuegte ebenfalls ueber M-8 und ueber schwere Waffen (rPAK und mGrW) sowie ueber uesMG, welche zumeist auf Raederfahrzeuge Jeep und Dodge aufgebaut waren.

1955: Die 1. „gemischte“ PzKp hatte bereits zwei T-34 in ihrem Bestand.

Die PzSpW M-8 der 3. UA sind bereits mit den Bordkanonen ausgeruestet und die uesMG sind am Lafettendrehkranz montiert. Am Jeep ist als taktisches Zeichen der stilisierte Panzer (wie er dann spaeter in der 9. PzBrig verwendet worden ist) angebracht. Erst nach und nach entstand ein endgueltiges Konzept zur Aufteilung der Panzerspaehwagen „M-8 Light Armored Car Greyhound“.

September1955: 4. UA/PzTrpS - im Sprachgebrauch allgemein "Aufklaerungskompanie“ genannt.

4. Unterabteilung: des Hptm Lothar BROSCH-FOHRAHEIM (aus den Aufkl-Zuegen der vier Gend.Schulen gebildet). Waehrend die 1. und 2. UA (Kp) bei der Aufstellung sogleich mit leichten US-Panzern der Type M-24 ausgeruestet wurden, blieb die 3. UA mit den Aufkl-Fahrzeugen M-8 ausgeruestet. Die 4. UA verfuegte ebenfalls ueber M-8 und ueber schwere Waffen (rPAK und mGrW) sowie ueber uesMG, welche zumeist auf Raederfahrzeuge Jeep und Dodge aufgebaut waren. Nach Aussage von Vzlt i.R. Helmut Mild verfuegte die Kp ueber 64 Jeeps.

1956

Mit 1. Oktober 1956 wurden die ersten 14.000 Wehrpflichtigen des Geburtsjahrganges 1937 zum Oesterreichischen Bundesheer einberufen.

Die Rangabzeichen der Vorlaeuferorganisationen des OeBH wurden von den Offizieren und Unteroffizieren des neuen OeBH noch einige Zeit getragen. Diese waren zum Teil erfahrene Frontsoldaten der Deutschen Wehrmacht. Durch sie wurden meist auch die in den bewaffneten Kraeften des „Dritten Reiches“ ueblichen Formen des Exerzierdienstes, Gefechts- und Waffendrills samt allen praktizierten schikanoesen Disziplinierungsmaßnahmen an die neue Soldatengeneration weitergegeben.

Oktober 1956

Verlegung zum „Ungarneinsatz“

Die Wehrmaenner der Panzertruppenschule in Hoersching hatten gerade erst ihre Unterkuenfte bezogen und standen mitten in der Grundausbildung, als sie durch den Aufstand in Ungarn zum Grenzeinsatz in den ostwaertigen Grenzraum Oesterreichs verlegt wurden. Die weitere Aufstellung der Oesterreichischen Panzertruppe erfuhr somit eine jaehe Unterbrechung.

Neben zahlreichen Zivilfluechtlingen (bis Jaenner 1957 ueber 160.000) flohen auch viele Grenzbeamte und Soldaten aus der Volksrepublik Ungarn in die Republik Oesterreich. Sie wurden entwaffnet und interniert. Erst am 10. Dezember 1956 konnte das letzte Internierungslager in Salzburg-Siezenheim aufgeloest werden.

1956 Ungarneinsatz:

Da zu diesem Zeitpunkt auch im WAPA noch Panzer des Typs T-34/85 in Verwendung waren, wurden die Panzer des OeBH mit am vorderen Turmdach des Panzers befestigten Rot-Weiß-Roten Flaggen ausgestattet.

Im Jaenner 1957 verlegte die 2. Panzerkompanie der Panzertruppenschule (M-24) noch einmal nach Hoersching und verblieb dort bis etwa Mitte April 1957. Nach einem dreiwoechigen Manoever in Allentsteig nimmt die 2. (M-24)-Kompanie an der Parade vom 22. Mai 1957 (anlaeßlich des Amtsantrittes von Bundespraesident Dr. Adolf SCHAERF) teil. Anschließend verblieb die Kompanie endgueltig in der Kaserne Zwoelfaxing.

Brigade-Aufklaerungskompanie 1: Mattersburg - Goetzendoerf - Eisenstadt - Stockerau - Weitra - Mautern

Brigade-Aufklaerungskompanie 2: Neusiedl – Mistelbach - Bruck

Brigade-Aufklaerungskompanie 3: Salzburg

Anmerkung: Aus obenangefuehrten Einheiten entstand am 1. September 1958 die Aufklaerungsabteilung I (AAI), spaeter Heeresaufklaerungsabteilung, in Mistelbach. Diese verwendete den gepanzerten Spaehwagen M8 als Aufklaerungsfahrzeug. Die Abteilung war der 3. PzGrenBrig vom 1. August 1960 bis Ende 1962 unterstellt.

AufklKp der PzTS Goetzendoerf

AufklKp der PzTS Goetzendoerf - Kader