Weltgeschehen im Brennpunkt

Spectator                                                                                                                                                                           Jänner 2015

 

Antiamerikanismus oder gebotene Skepsis? (II)

Die Vereinigten Staaten von Amerika sind um die Aufrechterhaltung ihres Imperiums bemüht. Eine Supermacht, aber nicht nur sie, verwendet alle möglichen Strategien, um ihre Ziele zu erreichen. Wenn man das akzeptiert, dann muss aber auch eine skeptische Infragestellung der jeweils angegebenen Motive und Ziele gestattet sein. Eine große Reihe von ursprünglich unklaren Aktionen stellen sich im Nachhinein als „covert actions“ (verdeckte Aktionen) oder Handlungen „unter falscher Flagge“ heraus. Die wichtigsten Täuschungen bzw. Lügen der USA in den letzten hundert Jahren sollen ohne Anspruch auf Vollzähligkeit nachfolgend dargestellt werden. Das ist nun der zweite und letzte Teil dieser Serie.

 

 

Erster US-Irak-Krieg (1991)

Der Irak war und ist für die USA von enormer Bedeutung. Dabei geht es nicht nur um Öl (angeblich sind im Irak die größten Erdölvorkommen der Welt), auch Wasser und geopolitische Fragen spielen hier eine Rolle. Durch die Flüsse Tigris und Euphrat kontrolliert der Irak die Hauptquellen der zunehmend knapper werdenden Wasserressourcen. Neben Öl und Wasser kennzeichnet das Land seine strategisch wichtige Lage. Es grenzt an Iran, Kuwait, Saudi-Arabien, Jordanien, Syrien, die Türkei und an den Persischen (Arabischen) Golf. Heute geht man allgemein davon aus, dass die Kontrolle über den Irak der Schlüssel zur Herrschaft über den Nahen/Mittleren Osten ist. Und, was für US Firmen von besonderer Wichtigkeit ist, das Land stellt einen gigantischen Markt für amerikanische Technologie und Baufirmen dar. Alle großen US Konzerne – Anlagenbauer, Computerproduzenten, Flugzeug-, Raketen- und Panzerhersteller konzentrierten sich auf den Irak. Diese Fakten spielen bei allen Irak-Kriegen bis heute eine wesentliche Rolle.

Nach dem Iran-Irak-Krieg (1980 bis 1989) war der Irak bei einigen arabischen Ländern hoch verschuldet, unter anderem durch einen kuwaitischen Kredit in Höhe von 80 Milliarden US-Dollar.

(Während des Iran-Irak-Krieges hatte sich der Irak guter Beziehungen zu den Vereinigten Staaten und zu Europa, speziell Frankreich und Deutschland, erfreut.)

Saddam Hussein, der Führer Iraks, plante das Badush-Staudamm-Projekt (nördlich der Stadt Mosul am Tigris gelegen). Von diesem erhoffte er sich nach Fertigstellung, in ca. fünf Jahren von Nahrungsmittelimporten unabhängig zu sein. Im Juni 1989 reiste eine US Delegation, bestehend vor allem aus Vorstandsmitgliedern von US Banken und Erdölkonsortien, nach Bagdad, um Saddam – nach dem Muster „Economic Hit Men“ - das Projekt auszureden. Man schlug ihm im Gegenteil zu seinen Plänen vor, die nationale Ölindustrie größtenteils zu privatisieren. Dies lehnte Saddam jedoch ab.

Ende 1989 wurde dem Irak daraufhin ein bereits von den USA (Präsident George W. Bush sen.) zugesagter Kredit in der Höhe von 2,3 Mrd. USD gesperrt. Damit war der Irak 1990 plötzlich auch von westlichen Bankkrediten ausgeschlossen.

Der Irak hoffte nun, durch eine Senkung der durch die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) reglementierten Ölförderquote eine Steigerung des Ölpreises zu erzielen, um seine Schulden begleichen zu können. Er beschuldigte unter anderem Kuwait, seine Quoten überschritten zu haben und dadurch für den niedrigen Ölpreis mitverantwortlich zu sein. Hierdurch seien dem Irak Kosten in Milliardenhöhe entstanden. Zusätzlich behauptete der Irak, Kuwait hätte aus dem Iran-Irak-Krieg Vorteile für Ölbohrungen und den Bau militärischer Posten auf irakischem Boden nahe Kuwait gezogen. Hingegen hätte der irakische Staat durch seine Pufferwirkung gegenüber dem Iran der gemeinsamen arabischen Sache einen Dienst erwiesen. Daraus leitete der Irak die Forderung ab, Kuwait und Saudi-Arabien müssten seine Kriegsschulden annullieren oder zumindest darüber verhandeln.

 
 

 

Die Brutkastenlüge

Um an das irakische Öl heranzukommen mussten die internationalen Bankiers neue Überlegungen anstellen. Bei einem Gespräch teilte die amerikanische Botschafterin in Bagdad, April Glaspie, mit, dass sich die USA nicht in eine Auseinandersetzung zwischen Irak und Kuwait einmischen würden. Darufhin marschierten am 2. August 1990 irakische Truppen in Kuwait ein.

Um jedoch die amerikanische Bevölkerung für eine Intervention gegen den ehemaligen Verbündeten Saddam Hussein zu gewinnen, kam es zur sogenannten Brutkastenlüge. In einer riesigen Propagandaaktion versuchte man der eigenen Bevölkerung und der Welt klar zu machen, dass Saddam Hussein als nächtes Saudi- Arabien und möglicherweise die gesamte Welt angreifen werde. Die Firme Hill and Knowlton wurde von der Organisation „Citizens for a free Kuwait“ für 10 Mio. USD damit beauftragt.

Eine damals 15- jährige Kuwaiterin erklärte am 10. Oktober unter Tränen vor dem Menschen­rechts­ausschuss des US-Kongresses, sie habe im Al-Adnan-Krankenhaus in Kuwait-Stadt gearbeitet und gesehen, wie irakische Soldaten mit Gewehren in das Krankenhaus kamen und Säuglinge aus den Brutkästen nahmen, die Brutkästen raubten und die Kinder auf dem kalten Boden liegen ließen, wo sie starben. Diese Darstellung wurde weltweit via TV ausgestrahlt, immer wieder wiederholt und überzeugte Amerikaner und andere Erdenbürger von der Berechtigung der US- Koalition, gegen Saddam Hussein zu kämpfen.

Nach dem Krieg stellt sich jedoch die Behauptung des jungen Mädchens als Unwahrheit heraus. Sie hatte niemals in dem Krankenhaus gearbeitet und wurde als Tochter eines kuwaitischen Diplomaten identifiziert. Zwei Krankenschwestern der betreffenden Entbindungsstation klärten den Sachverhalt auf und bestätigten, dass diese Vorfälle niemals stattgefunden haben.    

 

 

Afghanistan

Die offizielle Version für den Krieg in Afghanistan – 11. September 2001, Osama Bin Laden und Al-Qaida, Schutzsuche bei Taliban in Afganistan, Kampf gegen den Terror - ist bekannt.

Doch in Afghanistan geht es – nach Berichten aus Medien abseits des Mainstreams – um anderes. Bereits Prof. Zbigniew Brzezinski, der auch Sicherheitsberater von US Präsident Jimmy Carter war und ein großer Vordenker in den USA ist, hat in seinem Buch „The Great Chessboard“ (Das große Schachbrett) 1997 die Bedeutung von Eurasien für die Weltmacht hervorgehoben. Er benennt u.a. Kasachstan, Turkmenistan und Usbekistan und verweist auf die „enorme Konzentration von Erdgas- und Erdölreserven“ und auf die Planung einer Pipeline durch Afghanistan und Pakistan. Dazu ist interessant zu wissen, dass die USA am 7. Oktober 2001 einen geheimen Vertrag mit Usbekistan unterzeichneten. Es ist zu vermuten, dass er den Weg für den Bau einer Pipeline von Nord-Turkmenistan durch Afghanistan nach Pakistan an den Indischen Ozean freimachte.

Auch andere Ressourcen haben in Afghanistan Bedeutung. Die New York Times berichtete am 14. Juni 2010, dass Afghanistan im Besitz von bisher unentdeckten riesigen Bodenschätzen (Lithium, Eisen, Kupfer, Kobalt und Gold) im Wert von einer Billion Dollar sein könnte. Diese Vorkommen sollen sich großteils im Süden und Osten an der Grenze zu Pakistan befinden. Genau in diesem Gebiet sind die härtesten Widerstände der Taliban gelegen.

Gas- und Ölpipelines

Die Idee, eine Gaspipeline durch Afghanistan zu legen, geht zurück auf den Unternehmenschef des argentinischen Ölunternehmens Bridas, Carlos Bulgheroni. Bridas investierte schon 1991 in die Erdgasförderung in Turkmenistan und suchte nach einer Möglichkeit, das geförderte Gas exportieren zu können. Aber auch Öl-Multi Unocal (mit Henry Kissinger, Ex-US-Außenminister, als Berater), damals das zwölftgrößte Ölunternehmen der USA, Mitglied eines Konsortiums aus acht westlichen Ölkonzernen zur gemeinsamen Ausbeutung der Ölfelder um Baku, Aserbaidschan, hatte großes Interesse an einer Pipeline durch Afghanistan. Die USA hatten eine besondere Ambition, weil eine Afghanistan-Pipeline iranische Pipeline-Projekte in Zentralasien dauerhaft verhindern und den Iran weiter isolieren würde. Vor allem aber wurde befunden, dass die Region des Süd-Kaukasus sowie Zentralasien Öl und Gas in ausreichender Menge bereitstellen könnten, um die Abhängigkeit der USA vom Persischen Golf zu verringern.

Nachdem Turkmenistan und Pakistan bereits einen Vertrag über eine solche Gasleitung mit der argentinischen Bridas Oil abgeschlossen hatten, visierte Unocal 1995 in einer Vorvereinbarung mit den Taliban ebenfalls eine Pipeline an, ein Jahr bevor diese Kabul eroberten. Trotzdem gelang es Bridas 1996, die Zustimmung aller Kriegsparteien in Afghanistan, einschließlich der Taliban, zu erhalten. Der Vorschlag einer öffentlich zugänglichen Pipeline, in die andere Unternehmen und Länder im Laufe der Zeit eigenes Gas einspeisen könnten, sagte den Kriegsherren zu, da sie Transitgebühren erheben könnten und Afghanistan im Norden über eigene Gasfelder verfügte.

Beabsichtigte Pipelines durch Afghanistan

 
 

 

Unocal, die bereits eine beträchtliche Erfahrung in Asien hatte und seit 1976 in Pakistan tätig war, konnte Personen in Schlüsselpositionen in der Regierung Clinton - wie die damalige Vizeaußenministerin für Südasien, Robin Raphel, sowie Mitglieder des Nationalen Sicherheitsrates (NSC) - für die Idee einer leicht modifizierten Afghanistan-Pipeline gewinnen. 1997 fanden im Beisein des Unocal-Beraters und späteren amerikanischen Sonderbotschafters für Afghanistan Zalmay Khalilzad weitere Gespräche zwischen Unocal und den jetzt regierenden Taliban statt, die die Umsetzung der Pläne von 1995 zum Bau einer Pipeline durch das westliche Afghanistan zum Ziel hatten. Auf massiven US-Druck brachen Pakistan und Turkmenistan den mit der argentinischen Bridas Oil abgeschlossenen Vertrag und gaben Unocal den Zuschlag. Für die Unocal war eine anerkannte Regierung in Kabul eine Voraussetzung, um unter anderem auch von der Weltbank Darlehen für das Projekt zu bekommen.

Im Dezember 1998 zog sich Unocal aufgrund des Drucks, der sich seitens der Politik, Öffentlichkeit und auch der Anteilseigner gegen die Taliban formierte, aus dem Pipeline-Konsortium zurück.

Die Energiekrise der USA spitzte sich jedoch weiterhin zu.

Im September 2001 begann der US geführte Angriff auf die Taliban in Afghanistan. Der Ex-

Außenminister Pakistans, Niaz Naik sagte später: Hätten die Taliban die Bildung einer Regierung

der nationalen Einheit akzeptiert, hätten sie sofort internationale Wirtschaftshilfe erhalten. Und die Pipelines über Afghanistan wären gebaut worden.

Der Vertrag über die Pipeline, über die bereits mit dem gestürzten Taliban-Regime verhandelt worden war, wurde schließlich am 27. Dezember 2002 von den Staatschefs Turkmenistans, Afghanistans and Pakistans unterzeichnet. Der Vertragsabschluss wurde durch die US-Invasion in Afghanistan im Jahr zuvor ermöglicht. Die Durchführung des gesamten Projekts steht allerdings zur Disposition, weil der südliche Abschnitt der Pipeline durch Gebiete verlaufen würde, die nach wie vor de facto unter Kontrolle der Taliban und der Terrororganisation Al-Qaida sind.

            Also, ohne US-Invasion keine Pipelines, und ohne Beherrschung des Landes (mit Hilfe der NATO) kein weiterer Bau von Pipelines und kein Öl aus der Kaspischen Region.

Mohnanbau für Opium

Unabhängig von Öl- und Gas-Leitungen besitzt das Land am Hindukusch einen weltweit gefragten Stoff, nämlich Mohn, der zur Heroinherstellung dient. Aus religiösen Gründen wurde der Mohnanbau von den Taliban verboten. Und über den Mohnanbau braucht man sich keine Illusionen machen. Obwohl der Westen seit über zehn Jahren die Kontrolle über die Gebiete mit Mohnanbau hat, ist die Opiumproduktion von 2001 bis 2011 von 185 Tonnen auf 5 800 Tonnen gestiegen! Das hat zur Folge, dass etwa 90 Prozent des Heroins auf europäischen Straßen aus Afghanistan stammt.

Der Drogenhandel ist auch die wichtigste Einnahmequelle für die US-Geheimdienste. Das war in Südamerika ebenso wie in Vietnam, Laos, Kambodscha und in Afghanistan. In einem Interview mit CNN äußerte sich der ehemalige Chef des UNODC, Antonio Maria Costa, zum sogenannten „Krieg

Alfred William McCoy ist Professor für südostasiatische Geschichte an der University of Wisconsin in Madison. McCoy befasst sich seit über 40 Jahren mit der Verwicklung US-amerikanischer Regierungsstellen in den internationalen Drogenhandel. Sein 1972 erschienenes Buch The Politics of Heroin in Southeast Asia. CIA Complicity in the Global Drug Trade (deutsch: Die CIA und das Heroin, Verlag Zweitausendeins, 2003) löste einen Skandal in den USA aus. Während seiner Recherchen hielt sich McCoy längere Zeit in Südostasien auf und interviewte unter anderem lokale Kriegsherren, Drogenbarone und CIA-Agenten.

 

gegen die Drogen“. Er sagte, dieser Krieg sei inszeniert und von Korruption gekennzeichnet. Regierungsbehörden würden häufig mit den Kartellen gemeinsame Sache machen. Zudem profitierten große Banken (der USA , Großbritanniens u.a.) durch Geldwäsche vom Drogenhandel. Als Beispiel nennt Costa die Wachovia Bank. Diese große US Bank wurde 2008 komplett durch das US-amerikanische Finanzdienstleistungsunternehmen Wells Fargo übernommen, und im Jahr 2010 für die illegale Geldwäsche von 460 Milliarden US-Dollar für schuldig befunden. Ähnlich verhalte es sich mit Citigroup (eine der 28 US Großbanken) und HSBC (Hongkong & Shanghai Banking Corporation Holdings PLC, ist eine international agierende Großbank mit Sitz in London), die ebenfalls in Geldwäsche im Zusammenhang mit dem Drogenhandel verstrickt sind.(spiegel.de)

War also der „Krieg gegen den Terror“ in Afghanisatn ein Vorwand, um Erdöl- und Erdgas aus dem zentralasiatischen Raum durch Afghanistan transportieren zu können? Oder, um nebenbei den „Krieg gegen die Drogen“ auf besondere Art zu führen?

 

 

Zweiter US-Irak-Krieg (2003)

Anscheinend waren die Ziele aus der Sicht der Kreise, die den ersten Krieg der USA gegen den Irak inszeniert hatten, noch nicht erreicht. Deshalb wurden bald nach dem Amtsantritt von George W. Bush jun. die Weichen für einen neuerlichen Krieg gegen Saddam Hussein gestellt. Der US-Präsident und seine Mannschaft warfen dem Irak vor, Massenvernichtungswaffen zu besitzen und eine Atomwaffe zu entwickeln. Auch behauptete die US-Regierung seit Herbst 2002 eine mögliche Zusammenarbeit Saddam Husseins mit Al-Qaida oder der dieser nahestehenden Terrorgruppe Ansar al-Islam. Im Juni 2002 hatte jedoch ein interner CIA-Bericht festgestellt, dass die angeführten Terrorgruppen keine direkten Kontakte mit der Baath-Partei Saddam Husseins hatte. Das wurde auch im Juli 2004 vom „9/11 Commission Report“ bestätigt.

Die UN-Resolution 1441 vom 8. November 2002 forderte den Irak auf, die bisherigen Resolutionen des Sicherheitsrats bedingungslos zu akzeptieren, seine Verpflichtung zur Entwaffnung von biologischen und/oder biochemischen Waffen zu erfüllen und den UN-Sicherheitsinspektoren und der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) unbeschränkten Zugang zu den Produktionsanlagen von Waffen zu gewähren. Das geschah, aber die Waffeninspektoren beteuerten nach ihrer Inspektion des Irak, keinerlei Beweise für ein irakisches Atomwaffen-Programm gefunden zu haben. Auch fanden sich keine Anhaltspunkte für biologische oder chemische Massenvernichtungs­waffen, die eine Bedrohung für andere Länder darstellen könnten.

Angriff ohne UN-Mandat - völkerechtswidrig

Der US Kongress ermächtigte den US-Präsidenten dann gemäß Art. I der US-amerikanischen Verfassung am 10. und 11. Oktober 2002 zum Krieg gegen den Irak – notfalls auch ohne UN-Zustimmung. Dann verabschiedeten die USA die ‚Neue Nationale Sicherheitsstrategie’. Sie forderte und rechtfertigte Präventivkriege als nationale Selbstverteidigung.

Mit dem Angriff der US-geführten Kriegskoalition ab 19. März 2003 wandte die US-Regierung diese Präventivkriegsdoktrin erstmals an. Damit brachen die USA den Art. 2 der UN-Charta, der Präventivkriege als völkerrechtlich unzulässiges Mittel zwischen Staaten ausschließt, und missachteten das völkerrechtlich verankerte Gewaltmonopol des UN-Sicherheitsrates für den Verteidigungskrieg.

Der UN Sicherheitsrat verweigerte die für den Waffengang erforderliche Legitimation durch ein UN- Mandat. Damit gilt der Zweite Irakkrieg völkerrechtlich als illegaler Angriffskrieg. Die genannten Kriegs­gründe sind historisch widerlegt, da im Irak weder Massenvernichtungswaffen noch Beweise akuter Angriffsabsichten gefunden wurden.

Colin Powell, der ehemalige Außenminister der USA, der vor dem Krieg behauptet hatte, dass die vorgelegten Dokumente und andere Beweise für den Krieg echt seien, gab am 9. September 2005 erstmals öffentlich zu, in Vorbereitung des Irakkrieges bewusst und vorsätzlich gelogen zu haben.

 
 

 

US Außenminister Colin Powell bei der Erklärung vor dem UN Sicherheitsrat

 

Und mit ihm die gesamte Administration George W. Bush jun. Neuerlich – wie schon wiederholt - eine Täuschung der Weltöffentlichkeit durch eine Lüge.

 

Libyen – der Angriff einer Allianz auf Muammar-al-Gaddafi

Nach dem Rücktritt von Ägyptens Präsident Mubarak vermehrten sich ab Februar 2011 auch in Libyen die ersten Ansammlungen oppositioneller Demonstranten, die den Sturz Präsident Gaddafis forderten. Am 15. Februar hat der Aufstand begonnen. Eine Sitzblockade wurde angeblich vom Regime des Diktators brutal niedergeschlagen, so dass laut Angaben der Medien eine Welle des Widerstandes losbrach. Wie heute verlässliche Quellen belegen, wurde die Gewalt von CIA und MI6 mit den üblichen Methoden angezettelt.

Zum Schutz der libyschen Bevölkerung gegen die angebliche brutale Bombardierung der eigenen Bevölkerung (das Regime bekämpfte die aufständischen Milizen mit Boden- und Luftstreikräften) wurde eine UN Resolution beschlossen, die die Errichtung einer Flugverbotszone ermöglichte. Nachdem die Vereinten Nationen in der Resolution 1973 die internationale Gemeinschaft zu militärischen Maßnahmen zum Schutz von Zivilisten in Libyen ermächtigten, begannen die USA, Großbritannien und Frankreich am 19. März 2011 mit einer Luft- und Seeblockade sowie mit Luftangriffen auf Regierungstruppen und Militäreinrichtungen. Die alliierten Luftangriffe unterstützten die Bodenstreit­kräfte der Opposition. Am 20. Oktober, nach wochenlangen Kämpfen, wurde Gaddafis Geburtsstadt Sirte eingenommen.

Der Diktator, der dort Zuflucht gesucht hatte, wurde bei einem Ausbruchsversuch gefangen und von entfesselten Freischärlern bestialisch ermordet. „Ganz offensichtlich war es der Atlantischen Allianz von Anfang an nicht nur – wie vor der UNO behauptet – um den Schutz der bedrohten Zivilbevöl­kerung der Cyrenaika gegangen, sondern um einen radikalen Regimewechsel in Tripolis.“ (Peter Scholl-Latour, Der Fluch der bösen Tat, Propyläen 2014,Seite 271)

Gaddafi - schon seit Jahrzehnten im US Visier

Festzuhalten ist, dass es den USA schon seit Jahrzehnten um den Sturz des libyschen Führers gegangen ist. Zu groß war bereits das Konto des Unterstützers und Förders von internationalen Terroranschlägen belastet, die von Nordirland bis zu den Philippinen reichten. Darunter waren die Explosion eines Flugzeuges über dem schottischen Städtchen Lockerby 1988 (270 Tote) und ein Jahr später der Absturz einer französischen Maschine der Linie UTA über der Republik Niger (170 Tote).

Bereits 1986 hatten die USA bei einem Angriff mit ihren Teilstreitkräften (Air Force, Navy, Marine Corps) versucht, den Diktator zu liquidieren. Dieser Angriff war die Folge von dem vom Libyer initiierten Anschlag auf die von US Soldaten stark frequentierte Berliner Diskothek La Belle am 5. April 1986.

 

 

West-Berliner Disco La Belle im Jahr 1986

 
 

 

 

 

Bei dem Angriff von 2011 führten die USA zwar erste Luftschläge zum Ausschalten der libyschen Luftabwehr, sonst aber agierten sie durch „leading from behind“ (aus dem Hintergrund führen). Die Franzosen und die Briten vor allem drängten mit ihren Luftstreikräften zum Einsatz. Auch hoch professionelle Kommandos des britischen Special Air Service, der französischen Forces Special und auch Agenten der amerikanischen CIA kamen zum Einsatz. Nachdem den britischen und französischen Luftstreit­kräften Bomben und Munition ausgegangen waren, unterstützten die USA diese mit Rüstungs­lieferungen.

 

Städtische und ländliche Energiezentren in Libyen

 

„Regime change“ in sieben Staaten

In diesem Zusammenhang soll auch auf ein Interview mit dem ehemaligen deutschen

Bundesminister Dr. Andreas von Bülow zum „Konflikt mit Assad“ (auf Youtube) verwiesen werden, in dem er u.a. erklärte: Der ehemalige Oberbefehlshaber Europa der NATO von 1997 bis 2000, General Wesley Clark, behauptet, dass einige Wochen nach dem 11.September 2001 (Angriff auf das Word Trade-Zentrum in New York und das Pentagon in Washington, Anm.), ihm ein General im Pentagon ein Papier des Verteidigungsministers gezeigt habe, das einen „Fünf-Jahres-Plan“ enthalten habe. Demnach hätte das US Verteidigungsministerium die Weisung herausgegeben, in sieben Staaten des Nahen Ostens, militärisch vorbereitet „regime change“, den Wechsel der Regierungen, innerhalb von fünf Jahren einzuleiten: Irak, Syrien, Libyen, Libanon, Somalia, Sudan und Iran. Zur selben Zeit hätten etwa zehn „ThinkTanks“ der USA, den Auftrag erhalten, über Revolutionen in diesen Staaten nachzudenken und die Technik auszuarbeiten. Bülow: „Bei all diesen Vorgängen geht es nicht um Moral, Gesellschaft, Demokratie, sondern um Macht, Öl, Verkehrswege usw.“ Also, „regime change“ in Libyen?

Öl - Dollar und Gold-Dinar

Was die Regierungen der Allianz gegen Gaddafi, vor allem USA, Frankreich und Großbritannien, an dem Land besonders interessiert haben könnte, überlegen manche Autoren öffentlich: Vorerst ist es das libysche Öl, denn die libysche Regierung kontrollierte mehr Anteile seines Öl als jede andere Nation auf der Erde und es ist auch diese Art von Öl, die die Bedarfsträger in Europa am einfachsten zu raffinieren finden.

Aber es sind auch die Finanzen, wie die erfolgreiche amerikanische Autorin Ellen Brown ( elf Bücher, darunter „Der Dollar-Crash“, die in den Vereinigten Staaten weite Verbreitung gefunden haben) ausführt. Denn jene von der US Administration ausgesuchten sieben Länder, für die ein „regime change“ vorzusehen war, haben so manches gemeinsam : „Im Zusammenhang mit Banken, ein Umstand, der heraussticht, dass keine von ihnen unter den 56 Mitgliedsbanken der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) ist. Das stellt sie offenbar außerhalb des langen regulatorischen Arms der „Zentralbank“ der Zentralbanker in der Schweiz (die Bank bildet sich aus den wichtigsten Zentralbanken der Welt, Anm.). Die Abtrünnigsten der Partie könnten Libyen und Irak sein, die beiden, die tatsächlich angegriffen worden sind.

Kenneth Schortgen Jr., der auf FinanceExaminer.com schreibt, stellte fest, dass "sechs Monate bevor die USA in den Irak zogen, um Saddam Hussein zu stürzen, die Ölnation die Veränderung getroffen hatte, Euro anstatt Dollar für Öl zu akzeptieren. Dies wurde als eine Bedrohung für die globale Dominanz des Dollars als Reservewährung und für die Herrschaft des Petrodollars gesehen.“

Laut einem russischen Artikel mit dem Titel „Die Bombardierung Libyens - Strafe für Gaddafi für seinen Versuch vom US-Dollar abzufallen", machte Gaddafi einen ähnlich mutigen Schritt: Er initiierte eine Bewegung, um den Dollar und den Euro abzulehnen und rief arabische und afrikanische Nationen auf, an deren Stelle eine neue Währung zu verwenden, den Gold-Dinar. Gaddafi schlug vor, einen vereinten afrikanischen Kontinent zu verwirklichen, der mit seinen 200 Millionen Menschen diese gemeinsame Währung verwenden sollte. Während des vergangenen Jahres (2010, Anm.), wurde die Idee von vielen arabischen Ländern und den meisten afrikanischen Ländern angenommen. Die einzigen Gegner waren die Republik Südafrika und der Chef der Liga der Arabischen Staaten. Die Initiative wurde von den USA und der Europäischen Union negativ gesehen, wobei der französische Präsident Nicolas Sarkozy Libyen als eine Bedrohung für die finanzielle Sicherheit der Menschheit bezeichnete; aber Gaddafi ließ sich nicht beirren und setzte seinen Anstoß für die Schaffung eines geeinten Afrika fort. ...“

Projekt Wasserförderung

Und noch etwas gibt es Libyen: Seit dem Jahr 2009 gibt es ein Projekt ("Great Man-Made River Projekt) zur Wasserförderung und das sieht die Errichtung eines künstlichen Flusses vor, damit die Bevölkerung im Norden Libyens mit trinkbarem Wasser versorgt werden kann. 2/3 des Projekts wurden bereits fertig gestellt. Es handelt sich um eine 4 000 km lange Wasserleitung, die im Grunde liegendes gepumptes Wüstenwasser durch die libysche Sahara in den Norden fliessen lässt. Der Wasservorrat reicht nach Berechnungen bis zu 4 860 Jahren, wenn die davon profitierenden Staaten Libyen, Sudan, Tschad und Ägypten ihn wie es vorgesehen ist verwenden.

 

 

Mit diesem Projekt hätte Libyen eine wahrlich "grüne Revolution" in Gang gesetzt und die Versorgung Afrikas mit Lebensmitteln übernehmen können. Vor allem hätte es Libyen und Nordafrika aus den Klauen des IWF befreit und unabhängig gemacht. Hat das vielleicht jemand gestört?

Waren also Öl, Wasser, die Banken und die Abkehr vom Dollar die endgültig auslösenden Momente für den Todesstoß an Muammar-al-Gaddafi? Mit Sicherheit waren es nicht Gründe humanitärer Art. Denn die vom US-Justizministerium (DOJ -Department of Justice) an den US-Kongress eingereichte Verteidigungsschrift über die US-Rolle in diesem Krieg in Libyen erklärt anderes. Das DOJ behauptet, der Krieg dient dem nationalen US-Interesse der regionalen Stabilität und der Aufrechterhaltung der Glaubwürdigkeit der Vereinten Nationen. Hoch interessant, nicht wahr, wie „glaubwürdig“ doch die Argumente für einen Krieg sind?

 

Syrien

Der Konflikt in und um Syrien 2011 reiht sich in die Folge von Ereignissen ein, bei denen die USA mit falschen Karten spielen. In den Mainstreammedien (einschließlich des ORF) wird noch immer vom „Bürgerkrieg“ in diesem Land gesprochen und geschrieben, obwohl es offensichtlich ist, dass das nicht stimmt. Abseits des Mainstreams weiß man natürlich schon längst die Zusammenhänge und die Verstrickung anderer Staaten in dem Krieg. In seinem Buch „Der Fluch der bösen Tat“ schreibt der angesehene Autor und leider vor Kurzem verstorbene Journalist Peter Scholl-Latour mit großem Überblick und nach örtlichen Recherchen unverfänglich über die Fakten: „Die USA – im Verbund mit Saudi-Arabien und Israel – hatten nicht die ersten Protestdemonstrationen von Deraa (Ort im Süden Syriens an der Grenze mit Jordanien) gegen die Diktatur Bashar el-Assads und seiner alawitisch dominierten Baath-Partei abgewartet, um die Grundlagen des Staates zu unterwühlen. Schon lange vorher hatte eine hemmungslose Kampagne, eine systematische Hetze in den amerikanischen und europäischen Medien gegen diese Arabische Republik eingesetzt, die – bei aller Brutalität, die auch sie zu praktizieren pflegt – das einzige säkulare Staatswesen im gesamten arabischen Raum darstellt. Verglichen mit den Vorzugsverbündeten des Westens – seien es nun Saudi-Arabien, Qatar, die Vereinigten Emirate oder Kuwait -, bot die Hauptstadt Damaskus ein Bild religiöser Toleranz und eines fast westlichen Lebensstils, seit Bashar el-Assad das Erbe seines unerbittlichen Vaters Hafesz el-Assad angetreten hatte. Irgendwo, an geheimen Kommandostellen, in diskreten Fabriken der Desinformation, die von angelsächsischen Meinungsmanipulatoren meisterhaft bedient wurden, war die Losung ausgegangen, dass Syrien sich den amerikanischen Vorstellungen einer trügerischen Neuordnung im Nahen und Mittleren Osten zu unterwerfen habe. ….. Die subtile, perfide Unterwanderung und Täuschung globalen Ausmaßes, denen die Medien ausgeliefert sind, bedarf einer ebenso schonungslosen Aufdeckung wie die hemmungslose Überwachungstätigkeit der National Security Agency..... Jedenfalls wurde schon lange vor Ausbruch der lokalen Revolten in Deraa und Homes die unermüdliche Forderung nach Vernichtung des Regimes von Damaskus erhoben. …...“

Kein Bürger-, sondern Stellvertreterkrieg

Und Scholl-Latour setzt fort: „Was nun den späteren Verlauf der syrischen Tragödie und ihre grausige Eskalation betrifft, so verfüge ich über die Aussagen des Major Suliman von der „Freien Syrischen Armee“ (Kraft der Opposition, Anm.), der mit großer Objektivität diese Interventionen der unterschiedlichsten ausländischen Einflussgruppen anschaulich schilderte. Sie hatten den Konflikt zu einem Stellvertreterkrieg gemacht und schürten die Gewalt im Hinblick auf ihre eigenen Interessen. Entgegen den Behauptungen ausländischer Propagandisten bestand bei der sunnitischen Mehrheitsbevölkerung Syriens, die auf siebzig Prozent geschätzt wird, keine einstimmige, rabiate Ablehnung des Assad-Regimes.....“ (a.a.O. Seite 275 ff.)

 

Karte von Syrien-Jordanien

 

Der oben zitierte Kommandant Major Suliman schildert im persönlichen Gespräch mit Peter Scholl-Latour, wie er das Überschwappen des „Arabischen Frühlings“ auf die Arabische Republik Syrien an Ort und Stelle erlebt hat. „Der Aufruhr habe unmittelbar am Grenzübergang zum Königreich Jordanien in der Ortschaft Deraa begonnen. …. Er könne jedoch bezeugen, dass der Aufruhr von Deraa nicht ganz spontan ausgebrochen sei. Er selbst wurde bereits ein Jahr zuvor von jordanischen und getarnten amerikanischen Agenten kontaktiert. Unter Zusicherung finanzieller Vorteile wollten sie ihn dazu ermutigen, sich einer umstürzlerischen „Freien Syrischen Armee“ anzuschließen. Die Strukturen dieser Truppe wären auf jordanischem Boden bereitgestellt. Dank massiver Finanzierung durch Saudi-Arabien und das Emirat Qatar, aber auch unter der Regie der CIA habe die Aufrüstung der Rebellen mit modernem Kriegsgerät stattgefunden. Ein internationales Komplott sei damals zweifellos gegen das Baath-Regime von Damaskus geschmiedet worden. In Washington, Riad, Doha und auch in Jerusalem sei man wohl überzeugt gewesen, dass das Auftauchen einer vom Westen unterstützten Oppositionsarmee sich bei den frustrierten Massen zu einer unwiderstehlichen Volkserhebung ausweiten würde, der der Assad- und Alawiten Clan binnen kurzer Frist erläge. Wieder einmal – wie einst im Irak, in Libyen, in Ägypten, morgen vielleicht im Iran – seien die westlichen Geheimdienste Opfer der eigenen Wunschvorstellungen und utopischer Fehlplanungen geworden.“ ( a.a.O. Seite 95 f., )

Es scheint also festzustehen, dass lange vor den Unruhen, die im März 2011 in Syrien begonnen haben, ein Plan vorhanden war, das Regime in Syrien zu stürzen. Die Demonstrationen sind demnach nicht spontan durch eine Volkserhebung, sondern durch ausländische Interventionen hervorgerufen worden. Es hat also von Haus aus keinen „Bürgerkrieg“ in diesem Land, sondern einen von außen geplanten und gesteuerten Umsturzversuch gegeben, der sich dann bis heute in einen Stellvertreterkrieg ausgeweitet hat. Die „westliche“ Propaganda gegen das Regime von Basher al- Assad wollte die Weltöffentlichkeit gezielt täuschen.

 

Noch nicht genug?

Die oben dargestellten Ereignisse sind mit Sicherheit bei weitem nicht komplett. Man erinnere sich an den versuchten Umsturz in Kuba 1962 mit den von der CIA angeworbenen und unterstützten Söldnern, der mit dem berüchtigten Schweinebuchtdebakel endete.

Oder an die Ermordung des kongolesischen Premierminister Patrice Lumumba im Jänner 1961, von der behauptet wird, dass US Präsident Eisenhower sie im Sommer 1960 via CIA angeordnet habe.

Oder an den Mord an General René Schneider, den Oberbefehlshaber der chilenischen Streitkräfte, am 22.10.1970. Der als loyal geltende Oberbefehlshaber wurde von einem durch CIA unterstützten Killerkommando überfallen und schwer angeschossen; er starb drei Tage später, einen Tag nach der Vereidigung Salvador Allendes. Schneider stand den Putschisten, die die amerikanischen Interessen (Fruit Comany und ITT-International Telephone and Telegraph Corporation) gewährleisten sollten, im Wege.

Oder an die Unterstützung der nicaraguanischen „Contras“ gegen das Regime der Sandinisten in Nicaragua. Präsident Reagan beauftragte die CIA mit der Unterstützung der nicaraguanischen „Contras", die von Honduras und Costa Rica aus gegen die Sandinisten operierten.

Oder die Invasion der Karibikinsel Grenada im Jahr 1983, die offiziell mit der Gefährdung amerikanischer Menschenleben durch einen blutigen Regierungsumsturz begründet wurde, in Wirklichkeit aber den Einfluß und das Prestige Kubas in der Karibik treffen sollte und wohl auch empfindlich getroffen hat.

Der Autor John Perkins führt in seinem Buch „Bekenntnisse eines Economic Hit Man“ z.B. noch aus: „In Chile kam 1973 General Augusto Pinochet durch einen von der CIA geförderten Umsturz an die Macht. Er herrschte bis 1990.“ Nicht angeführt hat Perkins, dass zuvor US Außenminister (vorher Nationaler Sicherheitsberater) Henry Kissinger den Auftrag zur Beseitigung von Präsident Salvador Allende (Präsident von 1970 bis 1973) gab. Allende hatte versucht, auf demokratischem Weg eine sozialistische Gesellschaft in Chile zu etablieren. Im Verlauf des Militärputsches beging Allende Selbstmord."

 
 


Perkins führt weiter aus: „In Peru ist eine instabile demokratische Regierung noch immer damit beschäftigt, die Rolle der CIA bei der Unterstützung des mittlerweile abgesetzten und geächteten Präsidenten Alberto K. Fujimori und seines berüchtigten Geheimdienstchefs Vladimiro L. Montesi­nos zu untersuchen. …..Und der Versuch, in den achtziger Jahren mit allen erforderlichen Mitteln, einschließlich Waffenverkäufen an den Iran, eine bewaffnete Oppositionsbewegung gegen die linke Regierung in Nicaragua aufzubauen, hatte Anklagen gegen führende Mitglieder der Reagan Administration zur Folge. …..Die 'Los Angeles Times' berichtete (17. April 2002, Anm.): 'Beamte der Bush-Administration gaben am Dienstag zu, dass sie seit Monaten mit militärischen und politischen Vertretern aus Venezuela über eine Beseitigung des venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez diskutiert hatten... Die Rolle der Regierung bei dem missglückten Umsturzversuch gerät zunehmend in die Kritik.“ (Hugo Chavez erkrankte überraschend, wie so manche andere ungewollte Politiker, an Krebs und starb 2013 daran. Chavez behauptete während seiner Krankheit, dass er und andere südamerikanische Politiker von den USA durch Infizierung mit der Krankheit ermordet werden sollten. Dabei verwies er in Interviews mit der Presse (Irans Press TV: "Chavez: Another CIA assassination victim?", 6.März 2013 - Chavez: Ein weiteres Mordopfer der CIA ?; ) auf Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff, Paraguays Fernando Lugo, den frühere brasilianischen Führer Luiz Inácio Lula da Silva und Argentiniens Christina Kirchner.

Gleicht das Bild der derzeitigen Ereignisse im Nahen Osten und in Osteuropa nicht den Abläufen vieler bisheriger Aktionen in anderen Ländern, wie in Iran, Guatemala, Panama, Indonesien, Kolumbien, Ecuador, Chile, Venezuela, Peru, Kuba, Nicaragua usw.: staatliche Propaganda gegen ein Land bzw. eine Person, Mord durch Agenten, von außen inszenierte Unruhen, militärische Intervention oder Unterstützung künstlicher Opposition bis zum Sturz des jeweiligen Regimes?

Es ist klar, dass diese Art von „regime change“ und Täuschungen bzw. Lügen nicht nur von der Supermacht USA, sondern auch von ihren Gegnern betrieben worden ist und kaum ein Ende gefunden hat. Dass hinter dem Namen eines Landes, nicht der Präsident oder der Gesetzgeber steht, sondern andere Mächte, die „Korporatokratie“ (© John Perkins, Economic Hit Man), die Herrschaft der riesigen Banken und Konzerne sowie der korrupten Regierungen, dürfte allmählich allen Leuten bekannt sein. Aber sie sind die Klammer des Imperiums.

Alles, was sich in jüngster Zeit weltpolitisch ereignet, wie der gesamte „Arabische Frühling“, das Auftreten des „Islamischen Staates“ (IS), der Krieg in Georgien, die Umstürze in Zentralasien, der Coup und seine Folgen in der Ukraine und vieles andere sollte daher mit großer Vorsicht und Skepsis bei den Behauptungen diverser Regierungen und bei den Berichten der Mainstream-Presse betrachtet werden. Es ist deshalb nur natürlich, wenn man auch Veröffentlichungen abseits des gesteuerten Mainstreams Aufmerksamkeit schenkt. (Abgeschlossen: 30.1.2015)

Spectator