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Weltgeschehen im Brennpunkt

Spectator                                                                                                                                                                           Jänner 2015

 

Antiamerikanismus oder gebotene Skepsis? (I)

Die Vereinigten Staaten von Amerika sind um die Aufrechterhaltung ihres Imperiums bemüht. Eine Supermacht, aber nicht nur sie, verwendet alle möglichen Strategien, um ihre Ziele zu erreichen. Wenn man das akzeptiert, dann muss aber auch eine skeptische Infragestellung der jeweils angegebenen Motive und Ziele gestattet sein. Eine große Reihe von ursprünglich unklaren Aktionen stellen sich im Nachhinein als „covert actions“ (verdeckte Aktionen) oder Handlungen „unter falscher Flagge“ heraus. Die wichtigsten Täuschungen bzw. Lügen der USA in den letzten hundert Jahren sollen ohne Anspruch auf Vollzähligkeit nachfolgend dargestellt werden.

 

Wer auch immer Negatives über die USA berichtet, wird von „aufgeklärten“ Menschen als bösartiger Amerika-Gegner, seine Erklärungen als Antiamerikanismus bezeichnet. Selbst, wenn man nur über Wissenswertes berichtet und die Möglichkeit einer Fehlmeinung offenlässt. Doch darf man die Wahrhaftigkeit der US Außenpolitik nicht hinterfragen? Nach all dem, was uns die diversen US Administrationen dargeboten haben?

In der Folge sollen nun diverse „Fakes“, also Unwahrheiten, ohne Anspruch auf Vollständigkeit dargestellt werden. Denn nach prominenten Aussagen sollen die USA mehr als 50 Staatsre­gierun­gen mittels Putsch durch „covert operations“ (verdeckte Einsätze) und/oder „fals flag actions“ (Handlungen unter falscher Flagge) gestürzt haben. Das Problem dabei ist jedoch, dass der Zugang zu den meisten Archiven erst Jahrzehnte nach den Ereignissen geöffnet werden und es dem Zufall zu verdanken ist, wenn die wahren Tatsachen früher nachweisbar sind. Die nachfolgenden Ausführungen sind jedoch durch Dokumentationen (veröffentlichte Videos, Filme bzw. Bücher usw.) unterlegt.

 

Der US Kriegsgrund im Ersten Weltkrieg

Es hat alles schon sehr früh begonnen. Nehmen wir den Ersten Weltkrieg. Die USA waren bis 1915 nicht an Kriegshandlungen beteiligt und das amerikanische Volk war strikt gegen einen Kriegsein­tritt seines Landes. Dies änderte sich jedoch plötzlich.

Die RMS Lusitania, ein Passagierdampfer einer britischen Reederei, wurde ab 1907 im Transatlan­tikverkehr zwischen Liverpool und New York City eingesetzt. Am 7. Mai 1915 wurde die Lusitania von einem U-Boot der deutschen Kaiserlichen Marine im Atlantik entdeckt und angegriffen. Nach dem ersten Torpedotreffer explodierte eine Munitionsladung und das Schiff sank binnen weniger Minuten. Unter den rund 1 200 Opfern befanden sich auch 128 US Bürger. Schon vorzeitig hatte US Präsident Woodrow Wilson gewarnt, sollten Amerikaner durch Deutsche zu Schaden kommen, würde dies einen Kriegseintritt der USA bedeuten. Dieser nun erfolgte „barbarische Akt“ durch die Deutschen änderte die Stimmung der US Bürger schlagartig und der US Präsident hatte freie Hand für die Kriegsbeteiligung.

Niemand hatte zur Kenntnis genommen, dass der deutsche Kaiser durch seine Botschaft in Washington am 22. April 1915 in den 50 größten Tageszeitungen der USA eine Anzeige veröffentlichen ließ, die Ozeanreisende ausdrücklich vor einer Atlantikfahrt warnte. Darüber hinaus hatte die deutsche Admiralität Informationen, dass die Lusitania schwer bewaffnet und mit gefälschten Ladepapieren ausgestattet worden war, um die wahre Fracht zu verheimlichen. Deswegen sei der Dampfer ein legitimes militärisches Ziel gewesen. Doch Woodrow Wilson hatte seinen casus belli.

Durch Zufall entdeckte eine Tauchergruppe etwa hundert Jahre später den Fund von Munition im Wrack der Lusitania. Darunter etwa 4 Mio. Patronen Kaliber 303, British Lee-Enfield, des US Herstellers Remington. Dies berichtete die britische Zeitung „Daily Mail“ am 20.12. 2008: „Arm find challenches Allied claims it was solely a passenger ship.“ (Waffenfund fordert die Behauptungen der Alliierten, es sei bloß ein Passagierschiff gewesen heraus.) Nach hundert Jahren also wurde die Behauptung der US Administration widerlegt, die Lusitania sei bloß ein reines Passagierschiff gewesen. Das Gegenteil war der Fall, es wurde die Ansicht der damaligen deutschen Reichsregierung bestätigt, dass das Schiff Kriegsmaterial von Amerika nach England transportiert hat und deshalb legitim zu bekämpfen war. Doch wen kümmert diese US-Lüge noch hundert Jahre nach dem Ersten Weltkrieg?

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http://www.informationclearinghouse.info/article21530.htm

Secret of the Lusitania

Arms find challenges Allied claims it was solely a passenger ship

 

By Sam Greenhill

December 26, 2008 "Daily Mail" December 20, 2008 -- Her sinking with the loss of almost 1,200 lives caused such outrage that it propelled the U.S. into the First World War.

 
 

Doomed: A contemporary view of the sinking of the Lusitania off Ireland in May 1915

But now divers have revealed a dark secret about the cargo carried by the Lusitania on its final journey in May 1915.

 

Munitions they found in the hold suggest that the Germans had been right all along in claiming the ship was carrying war materials and was a legitimate military target.

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„Überraschungsangriff“ im Zweiten Weltkrieg

Etwas näher zu unserer Zeit liegt der Zweite Weltkrieg. Auch hier war bis zum Jahr 1941 die US amerikanische Bevölkerung strikt gegen einen Kriegseintritt der formal als neutral geltenden USA.

Doch wie es der „Zufall“ so wollte, kam es am 7. Dezember 1941 zum „Überraschungsangriff“ der Japaner auf die vor Anker liegende US Pazifikflotte in Pearl Harbor auf Hawaii, bei dem 2 400 Soldaten ums Leben kamen.

Hawaii – mit Pearl Harbor - zwischen den USA und Japan

 

Der Grund für diesen Angriff war folgender: Japan war mit China im Krieg. Die meisten der dafür erforderliche Ressourcen, vor allem Öl, kamen aus den USA. Wegen der japanischen Aggression gegen China erklärten die USA ein Embargo gegen Japan. Deswegen benötigte Japan diese Ressourcen von woandersher. Das japanische Oberkommando beschloss diese aus den niederländischen Kolonien (Niederländisch-Indien, heute Indonesien) in Südostasien zu holen. Da das aber wahrscheinlich einen sofortigen Kriegseintritt der USA bedeuten würde, suchte Japan einen Weg, die USA vom Kriegsschauplatz so lange fernzuhalten, bis es die niederländischen Kolonien erobert hatte. Deshalb plante man den Überfall auf Pearl Harbor. Das Ziel des Angriffs war, die US Flotte für einige Monate auszuschalten, um Zeit zu haben, die niederländischen Kolonien in Südostasien zu erobern und die Ressourcen zu gewinnen, um den Krieg gegen China und dann gegen die USA zu finanzieren, wenn einmal die US Flotte wieder aufgebaut worden sei.

            Dieser Angriff war der Auslöser für den Kriegseintritt der USA an der Seite Großbritanni­ens und der UdSSR gegen Deutschland, Italien und Japan, obwohl schon zuvor die USA sich durch beträchtliche materielle Unterstützung Großbritanniens und der UdSSR indirekt am Krieg beteiligt hatten.

Doch von Überraschung konnte keine Rede sein, weil die USA genau über den japanischen Angriff Bescheid wussten. Denn der US Geheimdienst hatte seit 1940 den japanischen Geheimcode geknackt. Die Briten warnten den OSS (Office of Strategic Services, den Vorläufer der CIA), dass eine japanische Flotte mit Kurs auf Hawaii ausgelaufen war. Einige Tage vor dem Angriff wurden offensichtlich deshalb die besten Schiffe und die Elitetruppen von Pearl Harbor abgezogen. Im Hafen blieben ausnahmslos alte Schlachtschiffe aus den Ersten Weltkrieg zurück.

Walter Sonnberger schildert die Vorgänge in seinem Buch „Warum hassen sie Amerika“ (Vehling Verlag 2011) ausführlich.

Auch der BBC-Dokumentarfilm „Sacrifice at Pearl Harbor“ („Opfer von Pearl Harbor“) aus 1989 deckt auf: Freigegebene Regierungsdokumente sowie Interviews mit Diplomaten und Spionen belegen, dass dieser Angriff lange im Voraus bekannt war und bewusst zugelassen wurde. Mit Franklin D. Roosevelt (1933-1945, 32. Präsident der USA) muss man wohl einer Meinung sein, wenn er erklärte: „In der Politik geschieht nichts zufällig. Wenn etwas geschieht, so kann man wetten, dass es geplant war.“ Also auch hier fand eine bewusste Täuschung der amerikanischen Öffentlichkeit statt, eine Lüge führte zum Kriegseintritt. Allerdings sind die Historiker über ihre Erkenntnisse noch strittig.

 

Der Putsch im Iran 1953

Der vom Parlament 1951 gewählte iranische Premierminister Mossadegh war nicht mehr damit einverstanden, dass die iranischen Erdölvorkommen zum Großteil von dem britischen Ölkonzern (Anglo-Iranian Oil Company -AIOC, später umbenannt in BP) ausgebeutet wurden. Um das zu verhindern verstaatlichte er die Ölförder- und Raffinerieanlagen. Darauf reagierte London, das eine Rücknahme der Verstaatlichung forderte, mit Wirtschaftsmaßnahmen und Blockaden gegen den Iran.

In der darauffolgenden Wirtschaftskrise brach Mossadegh alle Beziehungen zu den Briten ab. London ersuchte nun Washington um Hilfe und im Verlauf der nächsten beiden Jahre wurde Mossadegh von beiden „als Kommunist“ gebrandmarkt. Die CIA erhielt den Auftrag, die „Rote Gefahr“ zu beseitigen und entsandte 1953 den CIA-Agenten Kermit Roosevelt jr. (Theodor Roosevelts Enkel) in den Iran. Er zog nun die Menschen mit Bestechungsgeldern und Drohungen auf seine Seite und organisierte Unruhen und gewalttätige Demonstrationen, wobei es zu mehr als 300 Toten kam. (Sollte sich dieses Muster nicht bis in die Gegenwart fortsetzen?) Mossadegh wurde gefangen genommen und zum Rücktritt gezwungen. Reza Pahlevi, der proamerikanische Schah, der bereits nach Rom ausgereist war, wurde wieder eingesetzt.

Die gesamte Aktion war ein Werk, des US Außenministers und des CIA-Chefs, nämlich der amerikanischen Brüder John Foster und Allen Dulles. Doch die USA hatten mit dem Geschehen natürlich nichts zu tun, nicht wahr? Aber bereits damals ging es um Erdöl.

 

Guatemala – Sturz des demokratisch gewählten Präsidenten

Im Jahr 1954 führte die CIA die Geheimdienstoperation Success durch. Sie hatte das Ziel, den demokratisch gewählten Präsidenten von Guatemala, Jacobo Arbenz Guzmán, zu stürzen. Es war die erste Aktion dieser Art in Zentralamerika.

Dieses Unternehmen ging unter anderem auf das Drängen des Bostoner US-Lebensmittelkonzerns United Fruit Company (heute Chiquita Brands International) zurück, der ausgedehnten Grundbesitz in Guatemala besaß. Deren Geschäftspartner zählten zu den größten Grundbesitzern und skrupelloses­ten Ausbeutern im Land. Auf insgesamt mehr als 200 000 Hektar war nur ein geringer Teil Bananenplantagen, doch der überwiegende Rest war Brachland. Die United Fruit besaß darüber hinaus große Plantagen in Kolumbien und Costa Rica, auf Kuba und Jamaica, in Nicaragua, auf Santa Domingo und in Panama.

Die großen ungenutzten Flächen wollte nun Präsident Jacobo Arbenz für seine Landreform verwenden. Die Landbesitzer wurden mit Staatsanleihen entschädigt, gemäss dem von ihnen für die Steuern deklarierten Wert. Auf dem enteigneten Land sollten landlose Campesinos (der Name stammt aus dem Spanischen und bedeutet „Die Bauern“) angesiedelt werden, um in mittelgrossen Betrieben für den Markt zu produzieren.

Im Februar 1953 enteignete die Arbenz-Regierung 100 000 Hektar. Die Interessen der United Fruit Company waren somit gefährdet. Der damalige CIA-Direktor Allen W. Dulles, als Rechtsanwalt und Lobbyist der Firma, sowie andere hochrangige Politiker in Washington waren am Gewinn des Unternehmens beteiligt. United Fruits startete in den USA eine große PR-Kampagne, um die amerikanische Öffentlichkeit und den Kongress zu überzeugen, dass Arbenz an einer Verschwörung der Sowjets beteiligt und Guatemala ein Satellit der Sowjetunion geworden sei. Arbenz wurde kurzerhand zum Kommunisten erklärt und ein Wirtschafts- und Waffenembargo über das Land verhängt.

Die CIA bildete nun eine Ad-hoc-„Befreiungsarmee“, die aus ungefähr 400 Exil-Guatemalteken sowie zentral- und US-amerikanischen Söldnern bestand, in Nicaragua aus und versorgte sie mit Waffen. Unter dem Befehl von Oberst Carlos Castillo Armas drang diese am 18. Juni 1954 über Honduras nach Guatemala ein. Amerikanische Kampfpiloten bombardierten Guatemala-Stadt, die demokratisch gewählte Regierung unter Arbenz wurde gestürzt und durch ein Regime unter Castillo Armas ersetzt, einen brutalen rechten Diktator. Unter anderem wurde die Landreform rückgängig gemacht und die Steuern auf Kapitalerträge und Dividenden abgeschafft.

   

 

 

Der Staatsstreich kennzeichnete den Beginn von vier Jahrzehnten repressiver Gewaltherrschaft und Bürgerkrieg. In dieser Zeit „verschwanden“ mindestens 140 000 Guatemalteken. Menschenrechts­organisationen schätzen die Opferzahl jedoch auf über 250 000. Expräsident Jacobo Arbenz „ertrank“ 1971 in seiner Badewanne in Mexico-Stadt.

Wieder ein eindeutiges Beispiel: Ein demokratisch gewählter Präsident eines zentralamerikanischen

Landes wurde mit Hilfe der CIA gestürzt, weil er eine Landreform durchsetzen und das Land modernisieren wollte! Danach ermordete der mit Hilfe der US Geheimdienstorganisation errichtete staatliche Gewaltapparat opponierende Indios, Gewerkschafter und Studenten und trieb das Land in einen Guerillakrieg, der Hunderttausenden das Leben kostete! Und darüber hinaus, welch ein Zufall: der gestürzte Präsident ertrank in seiner Badewanne!

 

 

Die Lüge im Vietnamkrieg

Der Kampf um den Raum, der heute als Vietnam, früher Indochina, bezeichnet wird, wurde auch nach dem Zweiten Weltkrieg fortgesetzt. Dabei verstrickten sich die USA mit Rüstungslieferungen und Beratern immer mehr in die Auseinandersetzungen zwischen Nord- und Südvietnam.

Der Nachfolger, des ermordeten Präsidenten J.F. Kennedys, Lyndon B. Johnson, benötigte allerdings einen plausiblen Grund für die amerikanische Öffentlichkeit, um die USA stärker engagieren zu können. Der sogenannte „Tonkin(g)- Zwischenfall“ war der Auslöser für die offizielle Beteiligung der USA im Krieg zwischen Nord- und Süd-Vietnam.

Offiziellen Angaben zufolge wurde im August 1964 ein amerikanisches Kriegsschiff in ein Gefecht mit nordvietname­si­schen Schnellbooten verwickelt. Tatsächlich befand sich am 2. August 1964 der US Zerstörer „Maddox“ im Golf von Tonkin(g) in nordvietnamesischen Gewässern und wurde deshalb von nordvietnamesischen Torpedobooten angegriffen. Dabei wurde die „Maddox“ leicht beschädigt und zog sich daraufhin in internationale Gewässer zurück. Ein neuerlicher Befehl beorderte das Schiff jedoch wieder in das nordvietnamesische Hoheitsgebiet. Ein angeblicher nordvietnamesischer Angriff am 4. August, der aber nie stattgefunden hat, war dann der Auslöser für die „Tonkin(g) Resolution“ des US Kongresses, die Präsident Johnson alle Möglichkeiten eröffnete, Truppen und Material nach Vietnam zu senden. In der Folge führte das zum US Eintritt in den Vietnamkrieg (1965-1975).

   

 

Zumindest der zweite Angriff vom 4. August gilt heute historisch als widerlegt. Die „Pentagon-Papiere“ (erschienen 1971) und die Memoiren von Ex-Verteidigungsminister Robert McNamara (1995) belegen, dass die US-Regierung die Vorfälle durch bewusste Falschdarstellung zum Durchsetzen ihres seit 1963 geplanten direkten Kriegseintritts benutzte. Also, wie gehabt, eine weitere Lüge einer US Administration!

 

Der „niemals“ stattgefundene Krieg in Laos ...

Im Jahr 2010 (17.Februar) zeigte eine ARTE-Dokumentation, dass der US-Geheimdienst in den 1960er- und 70er-Jahren fast unbemerkt weite Teile Laos bombardiert hat. Die Nachschublinie der kommunistischen Vietcong, der „Ho-Tschi-Minh-Pfad“, sollte zerstört werden. Eine ganze Region

   

 

 

Region des Ho-Chi-Minh-Pfades 1967

 

wurde in einem fernen neutralen Land in Schutt und Asche gelegt, und zwar so, dass sie die meist bombardierte Region der Welt wird. Doch dieser Krieg wurde von Washington jahrelang geleugnet. Dieser als „größte Militäroperation der CIA" bezeichnete Dokumentarfilm zeigte, wie mit dem Warlord Vang Pao vom Volk der Hmong in Laos eine antikommunistische Miliz aufgebaut wurde. Amerikanische Soldaten, alles Freiwillige, mussten ihre Uniformen ablegen und ihre Erkennungsmarken und Soldbücher abgeben. (Klingt das nicht ähnlich wie die Vorfälle im Jahr 2014 auf der Halbinsel Krim mit „freiwilligen“ russischen Bürgern?). In Briefen an ihre Angehörigen mussten sie verschweigen, dass sie in Laos waren. Die CIA-Airline Air America, als kommerzielle Fluggesellschaft getarnt, versorgte die Kämpfer mit Waffen, transportierte aber auch Drogen. Bis heute leben Hmong, die Nachkommen der damaligen Truppe, versteckt im Dschungel und haben noch keinen Frieden gefunden. Sie wurden von der CIA ebenso im Stich gelassen wie das ganze Land, das noch heute an den Folgen des Flächenbombarde­ments leidet. Dass die CIA, der Auslandsgeheimdienst der USA, nicht ohne Wissen der Regierung handeln konnte, dürfte kein Geheimnis sein. Also auch hier wurden der Weltöffentlichkeit mit dem Leugnen des US-Einsatzes Unwahrheiten präsentiert.

 

   ….….und Kambodscha

Ein Zweig des „Ho-Tschi-minh-Pfades“ -- der Hauptversorgungsader der „roten“ nordvietname­sischen Truppen – führte von Laos aus durch Nord-Kambodscha nach Vietnam.

Im Februar 1969 befahl US Präsident Nixon die streng geheime Operation MENU. Dabei warf die US-Luftwaffe vom 18.März 1969 bis 26. Mai 1970 mit stillschweigender Duldung des kambodschanischen Staatsoberhauptes Prinz Norodom Sihanouk in 14 Monaten rund 100 000 Tonnen Bomben auf Stützpunkte und Truppen der Nordvietnamesen sowie auf Rückzugs­gebiete des Vietcongs in Ost-Kambodscha und Laos. Anschließend durchsuchten US-Spezialtrupps die betroffenen Gebiete, um Überlebende zu töten.

1970 wurde in einem Militärputsch rechtsgerichteter Kreise mit US-Beteiligung Prinz Sihanouk von dem eindeutig auf Seiten der USA stehenden General Lon Nol gestürzt. Die US-Kräfte trieben vietnamesische Truppen tiefer nach Kambodscha und weiteten den Bodenkrieg dort aus.

Karte von Kambodscha mit Phnom Penh

   

 

 

Unter zynischen Decknamen wie „Lunch“, „Dinner“ und „Breakfast“ wurden zuerst verdeckt, dann bis 1973 recht offen über mehr als 500 000 Tonnen Bomben (nach anderen Berechnungen sogar etwa 2,8 Mio.Tonnen ?) auf Kambodscha abgeworfen.

Im September 1969 beschloss der US-Kongress ein gesetzliches Verbot von US-Bodentruppen in Thailand und Laos. Im Dezember 1970 verbot er Präsident Nixon die US-Bodeneinsätze in Laos.

Jedoch fanden weitere schwere Luftangriffe der USA auf Kambodscha und Laos in den

Operationen 'Commando Hunt' bis 1972 und 'Freedom Deal' von 1970 bis 1973 statt.

Und erneut handelte eine US Administration lange Zeit geheim und verdeckt unter Täuschung der eigenen Bevölkerung und der Weltöffentlichkeit.

 

 

Im Kalten Krieg - Operation „Gladio“

Während des Kalten Krieges unterhielten die US amerikanische CIA, der britische Auslandsgeheimdienst MI6 (Military Intelligence, Section 6) und andere europäische Geheimdienste paramilitärische Geheimorganisationen ("Stay behind"- bzw. „Gladio“- Organisa­tionen) in ganz Westeuropa. Diese sollten im Falle einer sowjetischen Besatzung einen Guerilla­krieg führen, aber auch unwillkommene politische Lagen auf ihre Art bereinigen.

   


Emblem von "Gladio", der italienische Zweig der "stay-behind" paramilitärischen Organisation der NATO.

 

Eine Serie von brutalen Bombenanschlägen erschütterte Italien von den 1960er bis in die 1980er Jahre. 1969 starben z.B. in Mailand 16 Menschen bei einem Bombenanschlag. Im August 1980 detonierte eine versteckte Zeitbombe im Wartesaal des Bahnhof Central in Bologna. Dabei wurden 85 Menschen getötet, unter ihnen viele Frauen und Kinder. Auch Carabinieri wurden ermordet.

In Einsätzen unter „falscher Flagge“ (man schiebt die Schuld der Gegenseite zu) wollte man mit Bomben, Attentaten und Morden angesichts der immer stärker werdenden politischen Linken, innenpoliti­sche Spannung erzeugen. Man hatte die Sorge, es könnte ein Kommunist Verteidigungs­minister in einem NATO-Land werden und deshalb sollte die amtierende Regierung an der Macht bleiben. „Die Anschläge sollten die Menschen, das italienische Volk, dazu bringen, den Staat um größere Sicherheit zu bitten.“ (Rechtsextremist Vincenzo Vinciguerra; zitiert in Daniele Gansers Buch, NATO Geheimarmeen, 2008.)

Im September des gleichen Jahres gab es auch in Deutschland Bombenopfer: beim Münchner Oktoberfestattentat, dem schwersten Anschlag in der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte, starben 13 Menschen und über 200 wurden zum Teil schwer verletzt.

Im Laufe der Jahre häuften sich die Indizien, dass diese Anschläge in einem möglichen Zusammenhang standen. Alle Täter kamen aus dem Umfeld rechtsradikaler Gruppen. Mehrfach wurde militärischer Sprengstoff benutzt. 1990 räumte der damalige italienische Ministerpräsident Guilio Andreotti öffentlich ein, dass „Gladio“ nicht nur in Italien, sondern in allen europäischen Ländern existierte. Auch der Leiter des italienischen Geheimdienstes, General Vito Miceli, bestätigte, dass „Gladio“ Teil des italienischen Militärgeheimdienstes war. Nach dem Ende des Kalten Krieges 1990 sollen diese Gruppen aufgelöst worden sein.

Die Geheimdienste der involvierten Regierungen, darunter auch die USA, setzten also gezielt Verbrechen für politische Zwecke. Sind das die viel zitierten „westlichen Werte“ dieser demokratischen Staaten?

 

Panama - ein Kanal und eine Invasion der USA

Vom 20. Dezember 1989 bis zum 3. Januar 1990 führten die USA einen militärischen Einsatz der US-Streitkräfte (mit etwa 28 000 Soldaten) gegen Panama (Operation Just Cause - Operation Gerechter Grund) durch. Die Invasion war die größte Luftlandeoperation seit dem Zweiten Weltkrieg. Als Rechtfertigung für das militärische Eingreifen der Vereinigten Staaten diente der Tod des US-Soldaten Robert Paz am 15. Dezember 1989. Paz und mit ihm drei weiteren Soldaten gerieten während eines Ausgangs mit dem Auto in eine Straßensperre panamesischer Sicherheitskräfte. Die Soldaten, in Zivil unterwegs, verweigerten das Verlassen ihres Fahrzeugs und fuhren weiter. Die Sicherheitskräfte eröffneten das Feuer, worauf eine Kugel den Soldaten Paz tödlich verletzte.

Doch schon vorher, am 3. Oktober 1989 hatte es einen Militärputsch gegen das Regime in Panama unter Manuel Noriega gegeben, welcher jedoch scheitere. Noriega nahm dies zum Anlass, seine Gegner innerhalb der Streitkräfte auszuschalten.

Strategische Bedeutung

Die Auseinandersetzung um Panama ist jedoch schon älter. Durch den Panama-Kanal, der den Pazifik mit dem Atlantik verbindet, bildet die Region ein wichtiges strategisches Interessengebiet der USA. Panama gehörte einst zu Großkolumbien. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts drängten die USA Großkolumbien zur Unterzeichnung eines Vertrages durch den die zentralamerikanische Landbrücke an ein nordamerikanisches Konsortium abgetreten werden sollte. Doch Kolumbien weigerte sich.

Im Jahr 1903 schickte US-Präsident Theodore Roosevelt das Kriegsschiff Nashville in die Region, US Soldaten gingen an Land, nahmen einen populären einheimischen Milizenführer gefangen, töteten ihn und erklärten Panama zu einem unabhängigen Staat. Es wurde eine Marionetten­regierung eingesetzt, die den ersten Kanalvertrag abschloss. Zu beiden Seiten der geplanten Wasserstraße wurde eine US-amerikanische Hoheitszone („Kanalzone“) eingerichtet, außerdem legalisierte der Vertrag militärische Interventionen der USA und verschaffte den Vereinigten Staaten die Kontrolle über den neugebildten „unabhängigen“ Staat. Panama wurde gezwungen, sich von Großkolumbien abzuspalten, was nur den Interessen der USA diente.

Zwischen 1903 und 1968 war Panama nominell eine konstitutionelle Demokratie, wurde aber von einer Geld-Oligarchie dominiert. Ab Beginn der 1950er Jahre begann das panamaische Militär, sich gegen die politische Hegemonie der Oligarchen zu wenden; es gab mehrere Putsche. Schließlich etablierte sich eine Militärjunta. Der Kommandant der Nationalgarde, Brigadegeneral Omar Torrijos wurde der wichtigste Mann im politischen Leben Panamas. Er wurde von seinen Anhängern als erster authentischer Führer Panamas wahrgenommen, der die Mehrheit des Volkes repräsentierte, die arm war, spanisch sprach und ethnisch gemischte Wurzeln hatte. Er war bei der Bevölkerung nicht zuletzt deshalb so beliebt, weil er sich entschieden für das Recht Panamas auf Eigenständigkeit einsetzte und die Rückgabe der Hoheitsrechte über die Kanalzone verlangte.

In diesem Sinn erklärte er die Rückgewinnung des Panama-Kanals zum Hauptziel seiner Regierung. Es ging ihm um die Kanalzone; diese ist ein Streifen von je fünf Meilen beidseits des Kanals, den

   

 

die USA (mit Ausnahme der Städte Panama und Colón) jahrzehntelang quasi als Protektorat kontrollierte.

Torrijos-Carter-Verträge

Torrijos plante einen neuen Kanal, dessen Bau die Japaner finanzieren wollten, die bereits zu den

größten Nutznießern des Kanals gehörten. Hierzu führte er Verhandlungen mit einem japanischen Konsortium. Am 7. September 1977 schlossen Torrijos und der damalige US-Präsident Jimmy Carter die Torrijos-Carter-Verträge, die Panama ab dem 31. Dezember 1999 die volle Souveränität über die Kanalzone garantierte. Ein Zusatzvertrag (der Neutralitätsvertrag) enthielt aber auch Klauseln, die Panama zu demokratischen Verhältnissen und zur Nichtbehinderung des internationalen Handels verpflichtet.

Von konservativen Kreisen, allen voran den „Falken“ in der republikanischen Partei, wurde Präsident Carter für diesen Vertragsschluss als Verräter US-amerikanischer Interessen scharf angegriffen. Vor allem die US-Militärs und die Bechtel Group - einer der weltgrößten Anlagenbauer - sahen sich als Verlierer dieses Vertrages: Dieser verfügte nämlich auch die Schließung der School of the Americas (Ausbildungsstätte für Offiziere aus Lateinamerika und der Karibik) und des Ausbildungszentrums für den Dschungelkrieg des United States Southern Command. Die Bechtel Group, in deren Unternehmensleitung einst Ronald Reagans Außenminister George Shultz als Präsident und Reagans Verteidigungsminister Caspar Weinberger als Vize saßen, sah sich durch Torrijos' Pläne, einen neuen Kanal mit japanischer Hilfe zu bauen, vom größten Bauprojekt des Jahrhunderts ausgeschlossen.

Vier Jahre nach Abschluss des Vertrags kam Torrijos unter ungeklärten Umständen am 1. August 1981 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. John Perkins (Bekenntnisse eines Economic Hitman, Goldmann Verlag, 6. Auflage 2007) zufolge handelte es sich bei dem Absturz um Mord durch den US-amerikanischen Geheimdienst CIA. Roberto Diaz Herrera, ein ehemaliger Oberst unter Diktator Noriega und Cousin Torrijos, behauptet in seinem 2009 erschienenen Buch "Estrellas Clandestinas", dass Omar Torrijos von Manuel Noriega im Auftrag der CIA ermordet worden sei.

Manuel Noriega

Panama war eine Drehscheibe des Drogenhandels und der Geldwäsche, wobei der Oberbefehls­haber der panamaischen Nationalgarde, Manuel Noriega, darin eine zentrale Rolle spielte. 1986 enthüllten US-Medien, dass Noriega seit mindestens zehn Jahren auf der Gehaltsliste der CIA stand. So wurde Noriegas Wahlkampf über die US-Regierung finanziert, die ihn auch weiterhin politisch deckte. Da die USA Waffen über Panama an die Contra-Rebellen in Nicaragua lieferten, die die linksgerichteten Sandinisten stürzen sollten, verschloss die CIA im Gegenzug die Augen davor, dass Noriega Geschäfte mit dem Medellín-Kartell (Kolumbien) machte. Noriega beeinflusste die Politik der von ihm abhängigen Regierung nachhaltig und war von 1980 bis 1989 de facto Staatspräsident, jedoch nie offizieller Inhaber dieses Titels.

Eines störte die USA ganz besonders: Noriega weigerte sich vehement, die Erlaubnis für den Betrieb der School of the Americas um 15 Jahre zu verlängern. Im April 1988 beschloss Präsident Reagan eine Änderung seiner Politik gegenüber Noriega. Er erließ eine Verordnung, in der alle Konten und Geldtransfers der Regierung Panamas auf US-amerikanischen Banken gesperrt wurden.

Der erfolglose Staatsstreich gegen das Regime unter Noriega, zusammen mit Vorwürfen der Untätigkeit an die Bush-Regierung, wurde von US-Seite schließlich als Begründung zur Invasion herangezogen. Sie erfolgte vom 20. Dezember 1989 bis zum 3. Jänner 1990. „Es war ein unprovozierter Angriff auf eine Zivilbevölkerung. Panama und seine Bewohner stellten keinerlei Gefahr dar für die Vereinigten Staaten oder für irgend ein anderes Land. Staatsmänner, Regierungen und Medien verurteilten die einseitige US Aktion als klaren Verstoß gegen das Völkerrecht.   … Panama … hatte lediglich gewagt, sich den Wünschen einer Handvoll mächtiger Politiker und Firmenchefs zu widersetzen. Es hatte auf die Erfüllung des Kanalvertrags bestanden, es hatte mit Sozialreformern Gespräche geführt und es hatte die Möglichkeit geprüft, einen neuen Kanal mit japanischem Geld und japanischen Baufirmen zu bauen..“ (John Perkins)

Die Invasion wurde schließlich wegen eines einzigen, ehemaligen Partners der CIA, der 20 Jahre ein wichtiger Informant war, geführt. Während der Invasion kamen laut einem Bericht der Physicians for Human Rights mindestens 300 Zivilisten ums Leben, weitere 15 000 wurden obdachlos. Soweit also das US Verhalten gegenüber Panama. Kann man daraus vielleicht die viel beschworenen „westlichen Werte“ erkennen?

(Wird fortgesetzt.)